Hellhörig
Hellhörig zu werden, kann für jemanden positiv sein. In einem hellhörigen Gebäude zu wohnen, eher nicht.
Franziska sieht die anderen Hausbewohner nur selten, hat wenig Kontakt. Doch sie bekommt so einiges über ihre Nachbarn in dem Mehrfamilienhaus mit. Egal, ob es der Streit des Ehepaars unter ihr ist, das Miauen der Katze in der Wohnung nebenan oder die Schritte der Nachbarin über ihr. Denn ihre Wohnung ist hellhörig, weil die Wände und Decken nicht gegen Schall isoliert sind. Das heißt, Geräusche kommen gut durch. Doch warum heißt es hellhörig? Bevor das Adjektiv „hell" die Bedeutung von etwas mit viel Licht, etwas fast Weißem bekommen hat, hatte es noch eine andere Bedeutung – nämlich „laut, tönend". Redensartlich kann jemand auch hellhörig werden, nämlich dann, wenn er etwas hört, was ihn misstrauisch macht. Dann wird genau drauf geachtet, was weiter passiert. So wird Franziska plötzlich hellhörig, als es bei dem Streit des Ehepaars auch um einen Verkauf des Mietshauses geht. Denn die Wohnung ist zwar hellhörig, aber preiswert.