Topmodel Alpha Dia: der schwierige Weg zum Erfolg
Sein Lebensweg begann im westafrikanischen Senegal, mit elf Jahren kam er nach Hamburg. Heute ist Alpha Dia das erfolgreichste männliche Model in der deutschen Modebranche, in der ganzen Welt hat er Freunde und seine Arbeit ist gefragt. Doch auf dem Weg nach oben begegneten ihm immer wieder Ablehnung und Rassismus – auf der Straße, aber auch im Job. Heute möchte er seine Beliebtheit nutzen, um gegen Vorurteile zu kämpfen.
SPRECHER:
Alpha Dia ist das derzeit erfolgreichste männliche Model Deutschlands. Kein anderer steht so oft vor der Kamera wie er. Ein Job, der sein Leben auf den Kopf gestellt hat. Sein Gesicht schmückt internationale Magazine und Werbekampagnen, er läuft weltweit für die größten Modehäuser.
ALPHA DIA (Topmodel):
Das Modeln hat mich mit der Welt connected, sozusagen, diese Welt, die ich halt davor nie gesehen hatte. Ich bin vor dem Modeln drei Mal geflogen und danach, jetzt, ich hab Freunde überall in der Welt, und das ist mir schon sehr, sehr wichtig. Und das hat mir das Modeln gegeben, und das kann mir keiner mehr nehmen.
SPRECHER:
Alpha Dia kommt als drittes von fünf Kindern in Senegal zur Welt. Im Alter von elf Jahren schickt ihn seine Mutter nach Hamburg. Er folgt seinem Vater, der hier bereits in den 1980er-Jahren Arbeit gefunden hatte. Im Stadtteil Eidelstedt verbringt Alpha Dia seine Jugend.
ALPHA DIA:
So! Ka-pi-tel-busch-weg! Es hat mich ein Jahr gekostet, diesen Namen richtig auszusprechen.
SPRECHER:
Nicht nur die Aussprache, auch deutsche Eigenheiten sind dem Jungen fremd – etwa, dass man nicht auf jedem Rasen einfach so Fußball spielen darf.
ALPHA DIA:
Grüner Rasen, Fußballspielen, nur aus dem Fernseher kannte ich das! So nur in perfekten Stadien. Dann bin ich nach Deutschland gekommen und hab gesehen, überall hier perfekt schöner grüner Rasen. Da bin ich sofort mit meinem Ball hingelaufen und dann war das ’n Riesenproblem, weil das wollten die Leute gar nicht. Der Rasen ist eigentlich nur so als Deko jetzt.
SPRECHER:
Im Fußballverein findet Alpha Dia schließlich Freunde. Doch es gibt immer wieder Momente der Ausgrenzung, die er wegen seiner Hautfarbe erfährt. Ob in der Schule, weil er die deutsche Sprache nicht beherrscht, oder später beim Ausgehen vor Hamburger Clubtüren.
ALPHA DIA:
Die haben immer gesagt, nee, passt nicht. Und das war für mich das Brutale. Da haben wir keine Chance gehabt. Und selbst wenn du Chancen hattest, dann hat [ist] das schon an dem Ausweis auch gescheitert, weil wir haben so Pässe getragen. Und mit so ’nem Pass kommst du an, und die sagen: Nein. Und das ist halt ein Riesenproblem gewesen in meiner Jugend.
SPRECHER:
Nach dem Abitur jobbt Alpha Dia als Barkeeper, bis er mit 21 Jahren von einem Modelscout entdeckt wird. Schließlich nimmt ihn 2015 eine renommierte Hamburger Agentur unter Vertrag. Bei anderen Agenturen stieß er zuvor mit den immer gleichen Begründungen auf Ablehnung.
ALPHA DIA:
Tut uns leid, aber wir haben leider nicht die Kunden für dich. Oder: Du siehst super aus, versuch das mal in New York. Und ich sag so: Hey, ich bin hier in Deutschland, so, ich hab meine Schulausbildung hier gemacht und will hier erfolgreich werden. Und das waren schon dann so krasse Momente, wo man zum ersten Mal so wirklich dann karrieremäßig oder zukunftsmäßig ’ne Grenze aufgezeigt bekommt wegen seinem Aussehen, ja.
SPRECHER:
Heute ist Alpha Dia laut der Branchenwebsite models.com unter den 50 erfolgreichsten Männermodels weltweit und wurde als bestes internationales Male Model bei den World Fashion Awards in Londonnominiert. Diversität ist heute gefragt. Doch Rassismus ist deshalb noch lange nicht verschwunden. 2018 sorgt ein internationaler Modekonzern für einen größeren Skandal. Auf einem Foto wirbt ein schwarzer Junge für einen Pullover mit der Aufschrift „Coolest Monkey in the Jungle“. Das Bild zieht heftige Proteste bis hin zu Vandalismus nach sich. Im Netz hagelt es Kritik und empörte Kommentare. Der Konzern entfernt das Foto, entschuldigt sich. Für Alpha Dia sind solche Skandale auch die Folge eines Nicht-Erkennens von Rassismus, wenn er geschieht. Es brauche Menschen in der Modeindustrie, die diesen sichtbar machen.
ALPHA DIA:
Wenn du da einen, also, ich geh mal davon aus, eine Person of Color in diesem Raum [gehabt] hättest, wo dieses Shooting stattgefunden hätte [hat], die hätte sich sofort gemeldet und hätte gesagt: Ich glaube, das würde ’n paar Leute angreifen. Und das ist halt dieses so, dass wir mehr Austausch miteinander brauchen oder mehr Informationen, damit wir wissen: Was verletzt überhaupt den anderen?
SPRECHER:
Regelmäßig kehrt Alpha Dia nach Senegal zurück. Er nutzt seinen Erfolg, um in seinem Heimatland die Lebensbedingungen von Kindern zu verbessern. Dafür hat er seine eigene Stiftung „Alpha Dia Fondation“ gegründet, mit der er vor Ort unter anderem dabei hilft, marode Schulen zu renovieren. Alpha Dia sieht sich noch immer als einer von ihnen. Und gerade, weil er heute ein Leben führt, das für die meisten unerreichbar scheint, möchte er etwas zurückgeben.
ALPHA DIA:
Ich möchte meinen Werdegang nutzen, um darauf aufmerksam zu machen, dass man halt diese Vorurteile abschaffen kann und Gemeinschaften zwischen Kulturen entdeckt. Und da gibt’s halt sehr, sehr viele.