Ben Gaya – Europas erster KI-Popstar
Ben Gaya ist ein sympathischer junger Sänger, der gerade einen Sommerhit geschrieben hat. Menschen verfolgen, was er auf Social Media macht, es gibt Videos von seinen Konzerten. Die Sache ist nur: Ben Gaya ist kein echter Mensch. Eine Designagentur hat ihn komplett mit Hilfe von künstlicher Intelligenz produziert. Die Technik ist mittlerweile so weit entwickelt, dass man Sänger wie Ben kaum noch von realen Künstlerinnen und Künstlern unterscheiden kann. Was bedeutet das für die Musikszene?
SPRECHER:
Das ist Ben Gaya mit seinem neuen Sommer-Song. Nimmt man hier alles weg, was künstliche Intelligenz erschaffen hat, dann bleiben nur ein paar Befehlszeilen in einer KI-Software übrig.
BEN GAYA (KI-Sänger):
Hi, ich bin Ben Gaya und Europas erster KI-Sänger.
FLORIAN SCHAMBERGER (Art Director):
Wir wollen den Menschen zeigen: Was ist möglich mit aktuellen … mit den KI-Tools?
SPRECHER:
Geschaffen wurde Ben Gaya von einer deutschen Agentur in Bremen – mit Hilfe künstlicher Intelligenz. Es ist der nächste Schritt in einer Welt, in der die KI immer stärkeren Einfluss auf unseren Alltag hat. Viele haben sich an virtuelle Models wie Shudu Gram gewöhnt, folgen virtuellen Influencern wie Noonoouri und jubeln virtuellen Popstars wie Hatsune Miku zu. Das Besondere am Musiker Ben Gaya: Er ist komplett mit KI-Software entstanden. Wird die KI in Zukunft die bessere Musik machen? Werden echte Musikerinnen und Musiker überflüssig?
MATTHIAS STROBEL (Gründer MusicTech Verband):
Also, den Menschen unersetzlich macht auf jeden Fall die Möglichkeit, Gefühle zu haben, Dinge zu durchleben und aus den erlebten Dingen dann Musik zu kreieren. Das kann ’ne KI nicht, und das ist ja auch das ganz Wichtige. Eine KI kann nur mit dem arbeiten, was ihr gegeben wurde und was ihr gesagt wurde, was sie damit tun soll. Eine KI kann überhaupt gar nicht selbstständig irgendwelche Dinge entwickeln oder auf eigene Ideen kommen. Das geht gar nicht. Und das ist das, was wir als Menschen haben und immer haben werden.
SPRECHER:
Im Juli 2024 betritt Ben Gaya erstmals die virtuelle Bühne. Auf Instagram erscheint sein erster Song „Sunshine Soul“. Mehr als 1,2 Millionen Mal wird er aufgerufen. Die Reaktionen sind gespalten: von „langweilig“ und „unheimlich“ bis „absolut begeistert“. Florian Schamberger und Pia Schreiber haben mit ihrem Team rund drei Monate an dem virtuellen Sänger gearbeitet.
PIA SCHREIBER (Expertin für Content Marketing):
Für uns steht über dem Ganzen immer dieses Forschungs-Ding, also dass wir herausfinden, was er für ’ne Relevanz für uns haben kann, was er für ’ne Bereicherung für uns sein kann, was die KI für uns als Digital Business sozusagen bedeuten kann, also wo wir sie einsetzen können und wie wir sie nutzen können.
SPRECHER:
Florian Schamberger hat dabei mit den gängigen KI-Tools gearbeitet, um Bilder, Videos und Musik für Ben Gaya zu erschaffen.
FLORIAN SCHAMBERGER:
[Das] erfolgt alles über Texteingabe. Ich kann im Prinzip bei ’nem erstellten Bild bei Midjourney Bereiche markieren, ob’s im Hintergrund ist, ob’s die Person selber ist, und kann diese per Texteingabe auch noch wieder verändern. Das heißt, ich kann ihn, wenn er ’n weißes T-Shirt anhat, kann ich dieses T-Shirt markieren, kann ihm sagen, es soll bitte blau sein oder es soll grün sein. Das ist alles möglich, und von daher kommen wir relativ einfach zu ’nem guten Ergebnis, was wir uns auch vorstellen.
SPRECHER:
Musiktools wie Suno funktionieren nach dem gleichen Prinzip. Doch um beispielsweise die Stimme von Ben Gaya immer gleich klingen zu lassen, braucht es viel Erfahrung. Kreativ bleibt letztlich doch der Mensch. Ob mit oder ohne künstliche Intelligenz.
MATTHIAS STROBEL:
Davon wird’s mit Sicherheit in der Zukunft jede Menge geben und es wird mit Sicherheit auch ganz viel Müll-Musik da draußen geben. Und das ist eigentlich gut, weil, am Ende des Tages werden die Musiker und die Musikerinnen, die quasi ernsthafte Musik machen, die ihre Gefühle da reinstecken, die Songwriter und Songwriterinnen, die da erfahren mit drin sind, die werden sich ganz groß unterscheiden von dieser ganzen KI-generierten Musik. Und das ist dann auch das, worum’s am Ende des Tages geht. Es geht darum, dass ich nicht nur ’ne Musik hören möchte, sondern auch den Menschen, der dahintersteht, die Geschichte, die erzählt wird.
SPRECHER:
Ob das bei KI-Musikern wie Ben Gaya der Fall sein kann, muss jeder für sich selbst beantworten.