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Manuskript

Hanf – ein klimafreundlicher Baustoff

Dass man Cannabis rauchen und auch als Medikament einsetzen kann, ist vielen bekannt – seit Kurzem ist in Deutschland die Nutzung mit Einschränkungen erlaubt. Darüber hinaus verfügt die Hanfpflanze aber auch über viele Eigenschaften, die für den Bau von Häusern interessant sind. Da das Material außerdem noch sehr klimafreundlich ist, könnte es bald verstärkt genutzt werden. Der Ingenieur Henrik Pauly nutzt Hanf schon seit Jahren als Baustoff – und ist begeistert.

SPRECHER:

Wusstet ihr, dass Cannabis helfen kann, unser Klima zu retten? Nein, nicht durch Rauchen! Wir können damit Häuser bauen, so wie diese hier – auf der ganzen Welt. Doch: Warum mit Hanf bauen?

HENRIK PAULY (Bauingenieur):

Da komme ich manchmal ins Schwitzen, weil er hat so viele Vorteile, ja, wo fangen wir da an?

STEFFEN GEYER (Direktor Hanfmuseum Berlin):

Cannabis könnte nicht der Welt helfen, den Klimawandel zu bekämpfen, sondern es wird der Welt helfen, den Klimawandel zu bekämpfen.

SPRECHER:

Wie genau diese Pflanze dazu beitragen kann und wie mithilfe von Hanf ein Haus entsteht, erzählen wir euch jetzt.

So sehen heute viele unserer Städte aus: jede Menge Häuser aus Beton. Er ist robust, vergleichsweise günstig und flexibel einsetzbar. Das Problem: Die Herstellung ist extrem energieaufwendig und verursacht etwa acht Prozent der weltweiten CO2-Emissionen.

HENRIK PAULY:

Beton, Stahlbeton ist superstabil, dämmt aber überhaupt nicht gut und ist meiner Ansicht nach auch im Hausbau eigentlich fehl am Platz. Stahlbeton, [den] brauchen wir für Brücken, für die Infrastruktur, da macht’s Sinn, um schwere Lasten zu tragen.

SPRECHER:

Deswegen setzt Bauingenieur Henrik Pauly seit ein paar Jahren auf Hanf als Baustoff. Die Vorteile: Er wächst schnell und fast überall auf der Welt – so wie hier im deutschen Bundesland Hessen. Und die Pflanze speichert jede Menge Kohlendioxid.

SEBASTIAN OTTO (Medizintechniker und Landwirt):

Der Hanf, den ich anbaue, das ist ein reiner Nutzhanf, der zur Körnergewinnung dient, und den kann man nicht als Droge verwenden, weil der THC-Gehalt in den Sorten so gering ist, dass er nicht als Droge verwendbar ist.

HENRIK PAULY:

Also, wir sind jetzt hier auf ’nem Hanffeld. Und auf diesem Hanffeld sehen wir den Baustoff, den wir hier … den wir auch nutzen wollen. Ich ziehe mal ’ne Pflanze heraus. Dann sehen wir hier den ganzen Stängel. Man sieht auch, dass der fast astlos ist, der Stängel, also sehr gerade wächst und sehr gleichmäßig wächst. Und das ist auch als Baustoff sehr interessant. Weil der wird dann gebrochen, nach der Röste, und aufgeschlossen. Und das ist das, was wir als Baustoff nutzen: den holzigen Kern der Hanfpflanze für die Hanfschäben, für den Hanfkalk und die Fasern als Dämmstoff.

SPRECHER:

All das kommt auch bei diesem Haus zum Einsatz. Diese alte Scheune eines Gutshofs soll zu zwei Wohnungen umgebaut werden – mithilfe von Cannabis. Die Hanfschäben, also der hölzerne Teil der Hanfpflanzen, werden dazu mit Wasser vermischt. Hinzu kommt Kalk, der als Klebemittel dient, und eine Mineralienmischung, die das Ganze besser aushärten lässt.

HENRIK PAULY:

Also, die Vorteile von dem Hanfkalk als Baustoff sind: Er ist CO2-negativ, er dämmt sehr gut, speichert gleichzeitig die Wärme gut, er ist sehr gut, was [das] Thema Brandschutz angeht, weil er schwer entflammbar ist, und er nimmt sehr gut Feuchtigkeit auf und gibt sie wieder ab, also feuchtigkeitsregulierend. Und dann rufe ich immer, wenn die Mischung fertig ist, ganz laut „Material!“, damit jeder weiß auf der Baustelle: Oh, jetzt geht das los!

SPRECHER:

Es gibt verschiedene Arten, Hanfkalk zu Wänden zu verbauen. Zum Beispiel, indem man ihn schichtweise in Formen gießt, feststampft und trocknen lässt. Oder mit vorgefertigten Hanfsteinen. Ganz aus Hanf lässt sich ein Haus allerdings nicht bauen. Man braucht immer eine tragende Konstruktion.

HENRIK PAULY:

Es ist immer ’ne Abwägung von Materialeigenschaften. Was brauche ich und welches Material, welcher Baustoff kann mir diese Eigenschaften erfüllen?

SPRECHER:

Wie kommt es also, dass bei allen positiven Eigenschaften nicht mehr mit Hanf gebaut wird? Aktuell ist er noch zehn bis 20 Prozent teurer als konventionelle Baustoffe. Doch es gibt auch noch andere Gründe.

STEFFEN GEYER:

Wir haben nach dem Zweiten Weltkrieg Cannabis als Droge –  Haschisch, Marihuana, die berühmten Rauschmittel, die weichen Drogen – verboten und damit uns auch die wichtigste Nutzpflanze des Menschen weggenommen. Die war Beifang für die Jagd auf Cannabiskonsumenten.

SPRECHER:

Steffen Geyer leitet das Hanfmuseum in Berlin. Hier kann man lernen, wofür Menschen Hanf schon seit mehreren Tausend Jahren nutzen. Nicht nur zum Bauen, sondern zum Beispiel auch zur Herstellung von Kleidung, in der Schifffahrt, der Medizin und, ja, auch als Rauschmittel.

STEFFEN GEYER:

Unsere Urgroßeltern hätten sich in diesem Museum nicht einmal gewundert. Die hätten gesagt: Warum erzählt ihr so viele Banalitäten? Es ist doch jedem klar, dass man mit Hanf baut. Und so weiter und so fort.

SPRECHER:

Seit knapp 30 Jahren ist der Anbau von Nutzhanf in Deutschland wieder erlaubt. Doch viele verbinden Cannabis immer noch mit einer Sache.

HENRIK PAULY:

Ich hab’ da sehr viel mit den Kiffer-Klischees zu tun und ich finde es eigentlich gar nicht schlimm, weil Hanf ist auch ’ne sehr wertvolle Medizin. Und klar, es ist auch ’n Rauschmittel. Und das zeigt einfach, wie supervielseitig der Hanf ist. Die einen berauschen sich damit, die anderen berauschen sich damit, weil sie ’nen wunderschönen Wohnraum haben, der einfach superwohnbehaglich ist.

SPRECHER:

Henrik hofft, dass in Zukunft wieder mehr Menschen ihre Häuser mit Hanf bauen. Auch um diese Bautechnik weiterzuentwickeln.

HENRIK PAULY:

Was ich jetzt gemacht hab’, ist – und das ist auch meine Motivation – es auf eine professionelle Ebene zu bringen und in die breite Masse zu bringen. Dass wir wirklich auch große Gebäude, auch Mehrfamilienhäuser und vielleicht sogar Wolkenkratzer mit Hanf bauen können.

SPRECHER:

Damit würde Cannabis – wie bei diesem Haus – helfen, das Bauen klimafreundlicher zu machen.

Ein neu gebautes Haus muss ... genug sein, damit es lange hält.
Wobei handelt es sich um einen Baustoff?
Welche Wörter bezeichnen Teile einer Pflanze?

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