Manuskript

Milchbauern machen ihre Kühe fit fürs Klima

Kühe gehören zwar zu den wichtigsten Nutztieren der Welt, doch die Tiere geben nicht nur Milch, sondern verursachen auch klimaschädliches Gas. Im Norden Englands versucht eine Familie von Landwirten deshalb, ihre Rinder „klimafreundlicher“ zu machen. Dafür hat die Familie Towers ein besonderes Futter entwickelt, das die Verdauung der Tiere beeinflusst und sie weniger Gas produzieren lässt. Andere Bauern und Landwirtschaftsexperten und besuchen deshalb immer wieder ihren Hof.

SPRECHERIN:
Sie strahlen Ruhe aus, sind intelligent, ernähren die Menschheit. John und Edward Towers sind ihren Kühen sehr verbunden. Vater und Sohn sind Milchbauern in Nordengland. Wenn da nur nicht ein Problem wäre: Ihre Tiere stoßen Unmengen Methan aus, ein besonders gefährliches Treibhausgas.

ED TOWERS (Milchbauer):
Wenn wir das Problem nicht lösen, dann können wir keine Milch mehr produzieren und auch nicht mehr trinken. Wir müssen es lösen, damit die Milchindustrie überleben kann. Denn alles, was dem Planeten schadet, müssen wir lassen.

SPRECHERIN:
Circa 1,5 Milliarden Kühe gibt es auf der Welt. Sie sind verantwortlich für ein Drittel aller Methan-Emissionen, vor allem ihr Atem. Und das macht sie zu Klimakillern. In Nordengland experimentieren die Towers daher mit einem neuartigen Futterzusatz aus Knoblauch und Zitrus. Der wirkt auf die Enzyme im Magen und Darm. Das Resultat: Die Kühe stoßen 30 Prozent weniger Methan aus. Regelmäßig kommen interessierte Bauern und Landwirtschaftsexperten auf den Hof der Towers – heute von einem Vieh-Auktionshaus. Die Besucher sollen das neue Produkt weiterempfehlen, damit immer mehr Bauern ihre CO2-Bilanz verbessern.

ED TOWERS:
Methan macht die Hälfte unseres CO2-Fußabdruckes aus. Unsere Milch hat also durch das neue Produkt eine wesentlich bessere Klima-Bilanz. Dieses Produkt verfüttern wir an unsere Kühe: Knoblauch und Zitrus, nicht zu dicht rankommen!

SPRECHERIN:
Es gibt bereits viele Alternativen zur Kuhmilch, etwa Soja-, Hafer- und Mandelmilch – ein Trend, den auch die Towers unbedingt aufhalten wollen. Seit Jahrhunderten schon lebt ihre Familie hier in Lancashire. Der Boden sei karg, sagen die Milchbauern, anbauen könne man nicht viel. Aber als Weide sei es perfekt. Die Erde, den Planeten zu schützen, sieht der Landwirt John Towers als seine besondere Verantwortung.

JOHN TOWERS:
Ich bin in der glücklichen Lage, mit Jüngeren zusammenzuarbeiten. Und denen war früher als mir klar, dass es große Veränderungen geben muss. Meine Söhne haben unser Geschäft angepasst an das, was die Verbraucher einfordern.

SPRECHERIN:
Der Knoblauch-Zusatz kostet für die circa 400 Kühe der Towers ungefähr 20.000 Euro im Jahr. In Zukunft soll die klimafreundliche Milch Teil des Emissionshandels werden. So könne er die zusätzlichen Kosten ausgleichen, sagt Ed Towers.

ED TOWERS:
Ich will Solarpaneele installieren, elektrische Traktoren fahren. Aber das ist teuer. Wenn ich alles auf einmal anfange, geht mir schnell das Geld aus, auch wenn die Ideen noch so toll sind. Daher muss man sich manchmal ein bisschen zurückhalten und mit anderen zusammenarbeiten, die die gleichen Werte haben.

SPRECHERIN:
Denn viele Bauern sind traditionsbewusst und skeptisch gegenüber Veränderung, erzählt John Towers. Doch sie wollen alles versuchen, andere Milchbauern für den Klimaschutz zu gewinnen. Dabei hilft ihnen ein glücklicher Umstand: Die Milch ihrer Kühe schmeckt überhaupt nicht nach Knoblauch.