Manuskript

Mit dem Esel über die Alpen

Seit ihrer Kindheit wünschte sich die Schauspielerin Lotta Lubkoll, zusammen mit einem Esel eine lange Wanderung zu unternehmen. Doch erst ein persönlicher Verlust brachte sie als Erwachsene dazu, ihren Traum wahr zu machen. Mit ihrem tierischen Reisebegleiter Jonny überquerte sie im Sommer 2018 die Alpen. Inzwischen sind die beiden ein eingespieltes Team und freuen sich schon auf die nächsten Abenteuer.

SPRECHER:
Vier Hufe und zwei Füße - das hier sind nicht nur Reisegefährten, sondern zwei echte Freunde.

LOTTA LUBKOLL (Schauspielerin):
Hallo! Ich bin die Lotta Lubkoll, und das ist mein kleiner, frecher Esel, der Jonny.

SPRECHER:
In der Nähe von Starnberg, südlich von München, unternimmt die Schauspielerin einen kleinen Ausflug mit ihrem Jonny. Er ist ein Esel zum Pferdestehlen, seit vier Jahren sind die beiden ein eingespieltes Team.

LOTTA LUBKOLL:
Uns beide verbindet Liebe. Das Besondere an Jonny ist, dass er mich aus meinem stressigen Alltag rausbringt und dass er der beste Kumpel überhaupt ist, der beste Reisepartner und der beste Zuhörer – kein Wunder bei den Ohren.

SPRECHER:
Schon als Kind hat Lotta Lubkoll den ungewöhnlichen Wunsch, mit einem Esel auf Wanderschaft zu gehen. Doch sie erfüllt sich ihren großen Traum erst nach einem Schicksalsschlag.

LOTTA LUBKOLL:
Dann ist plötzlich mein Papa schwer krank geworden. 2015 hat er die Diagnose Magenkrebs bekommen, dass es unheilbar ist und dass wir halt nicht mehr viel Zeit miteinander haben. Und dann habe ich mich noch um ihn gekümmert, bis er gestorben ist, und wir haben ganz viel, intensiv Zeit miteinander verbracht. Und dann hab‘ ich mich daran erinnert, dass ich ja auch so einen Traum hab‘ schon ganz lange, den ich gern machen möchte: mir ‘nen Esel zu kaufen und mit dem wandern zu gehen. Und dann dachte ich mir: Okay, ich habe keine Ahnung, was morgen passiert: jetzt oder nie!
Guten Morgen, Jonny!

SPRECHER:
Über eine Kleinanzeige findet Lotta Lubkoll ihren Esel. Es ist schnell klar: Die beiden gehören zusammen. Nach Monaten der Vorbereitungen geht es im Sommer 2018 los. Lotta Lubkoll wandert mit Jonny von München über die Alpen bis an die italienische Adriaküste – rund 600 Kilometer in 80 Tagen.

LOTTA LUBKOLL:
Manchmal wär‘ ich auch wesentlich schneller unterwegs gewesen, wenn der Jonny nicht dabei gewesen wär‘, zum Beispiel, wenn er gerade Angst hat vor einer Brücke, wo reißendes Wasser unten drunter ist und die knarzt, dann hat er natürlich Angst, dass er da einbricht. Und dann kann das schon mal 20 Minuten dauern, bis er sich dann über ‘ne Brücke traut. Ja, dadurch kommt man halt auch echt langsamer voran. Also, wenn man Stress hat und schnell irgendwie wohin wandern möchte, dann würde ich keinen Esel empfehlen.

SPRECHER:
Durch ihren tierischen Gefährten lernt sie vor allem eins: gelassener zu werden.
Über ihre Erlebnisse, mit einem Esel zu wandern, hat die 28-Jährige ein Buch geschrieben. Und das Duo bleibt eine Reisegemeinschaft. Nun sind sie sogar motorisiert unterwegs.

LOTTA LUBKOLL:
Sag einmal, du bist ja immer noch am Futtern hier.

SPRECHER:
Der umgebaute Kleinbus ist nicht nur Wohnmobil, sondern auch eine tiergerechte Transportbox. So kann Esel Jonny sicher mitfahren.

LOTTA LUBKOLL:
Mir war es halt wichtig, dass er nicht hinten im Hänger drinsteht, wo ich keinen direkten Bezug zu ihm hab‘, sondern wirklich so direkt hinter mir. Wenn ich fahre, ist nur das Gitter dazwischen. Ich kann mich mit ihm unterhalten und dann sehe ich auch, wie es ihm geht, wie steht er denn drinnen. Ja, genau. Und da macht er ganz gut mit.

SPRECHER:
Und zwar so gut, dass sie sich im Dezember 2020 in ein neues tierisches Abenteuer stürzen: mit dem Bus bis nach Portugal. Aus Rücksicht auf Esel Jonny fährt Lotta Lubkoll dabei nie mehr als eine Stunde pro Tag. Drei Monate lang sind sie unterwegs.

LOTTA LUBKOLL:
Jonny, wo willst du denn als Nächstes hin? Ich glaube, als Nächstes... also wir sind ja grad erst von ‘ner großen Reise zurückgekommen. Ich glaub‘, dieses Jahr gehen wir wirklich einfach mal in den Alpen wandern und suchen uns da ‘n paar schöne Plätze raus, wo wir von hier halt ‘ne Stunde hinfahren und dann einfach mal ein paar Tage wandern können.

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