Nach der Corona-Pause zurück im Cockpit
Viele Piloten waren wegen der Pandemie über ein Jahr in Kurzarbeit. Der Flugverkehr war stark eingeschränkt. Jetzt werden mehr Flugreisen unternommen – vor allem zu touristischen Zielen. Zwei Piloten und eine Flugbegleiterin berichten, wie es ist, wenn man nach der langen Pause wieder an Bord ist.
SPRECHER:
Flug Lufthansa 1152 im Landeanflug auf Palma de Mallorca: Die Balearen-Insel ist nach monatelangen Corona-Beschränkungen zu einem Traumziel deutscher Urlauber geworden. Wegen der großen Nachfrage ist auf dem zweistündigen Flug eine Boeing 747 unterwegs, der Jumbo fliegt normalerweise nur Langstrecken-Ziele in Asien oder in Nordamerika an. Flugkapitän Richard Weidlin prüft in Palma Triebwerke und Fahrwerk auf Schäden.
RICHARD WEIDLIN (Flugkapitän):
Das ist ein ganz, ganz tolles Gefühl. Die Pandemie hat so lange angedauert. Wir hatten viele Piloten, die in Kurzarbeit waren, die sind teilweise bis zu anderthalb Jahre nicht geflogen. Wir freuen uns alle, dass wir wieder unterwegs sein können.
SPRECHER:
Dann kommen die Passagiere für den Rückflug nach Frankfurt an Bord. Co-Pilot Felix Ebinger bereitet den Start vor. Auf den Blick auf malerische Küsten musste er anderthalb Jahre verzichten. Wegen der Pandemie wurden Piloten kaum gebraucht.
FELIX EBINGER (Co-Pilot):
Ich hatte jetzt durch Corona zwangsläufig ‘ne Pause in Kurzarbeit von 15 Monaten. Das ist eine sehr, sehr lange Zeit. So lange war ich noch nie aus der Fliegerei raus. Das ist ein ganz besonderes Gefühl, wieder an Bord zu sein.
SPRECHER:
Sein erster Flug nach der Zwangspause findet quasi unter Aufsicht statt. Schulungs-Kapitän Richard Weidlin überprüft, ob noch alle Handgriffe sitzen – auch wenn der Co-Pilot bereits seit 17 Jahren fliegt.
FELIX EBINGER (Co-Pilot):
In dem Moment, wo ich hier sitze und meine Funktion ausübe, muss die selbe Qualität und Sicherheit gewährleistet sein wie vor den 15 Monaten Pause, Corona hin oder her.
SPRECHER:
Auch für die Flugbegleiterinnen hinten in der Maschine hat die Pandemie einiges verändert. Deutschlands größte Airline hat Touristen als neue Zielgruppe entdeckt. Weil Geschäftsreisen durch Videokonferenzen seltener geworden sind, sollen Urlauber jetzt den Umsatz sichern – und die Arbeitsplätze.
JANINA SALZMANN (Flugbegleiterin):
Auf den touristischen Zielen die Leute sind natürlich voller Vorfreude. Viele fliegen vielleicht ein-, zweimal im Jahr nur, haben andere Fragen. Manche haben natürlich auch Flugangst.
SPRECHER:
Co-Pilot Felix Ebinger hat ein paar Tage zuvor die Landung in Frankfurt durchgespielt – im Simulator. Hier musste der erfahrene Pilot unter den strengen Augen eines Controllers gefährliche Situationen meistern. Erst danach darf er wieder Passagiere befördern.
FELIX EBINGER (Co-Pilot):
Das funktioniert erstaunlich gut. Man setzt sich da hin und es ist da. Trotzdem ist es gut, erstmal im Simulator das zu üben.
SPRECHER:
Im „richtigen“ Flugzeug von Mallorca sind Felix Ebinger und Schulungs-Kapitän Richard Weidlin wieder in Frankfurt gelandet. In zwei Tagen schon steht der nächste Flug auf dem Dienstplan – in die USA.