Neue Gesichter im IDV-Vorstand
Alle vier Jahre stehen im Internationalen Deutschlehrerverband Wahlen an. Schweren Herzens verabschiedet sich Präsidentin Marianne Hepp aus ihrem Amt, in ihre Fußstapfen tritt Ex-Schatzmeister Benjamin Hedzic.
Sie stammen von verschiedenen Kontinenten und leben in unterschiedlichen Kulturen, doch eins haben sie alle gemeinsam: Sie lieben die deutsche Sprache. Ihre Aufgabe ist es, rund 160.000 Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer weltweit zu vernetzen. Kein einfaches Unterfangen für den Vorstand des Internationalen Deutschlehrerinnen- und Deutschlehrerverbands (IDV), zumal alle fünf Mitglieder ehrenamtlich tätig sind.
Trotzdem hat man sich auf die Fahnen geschrieben, den Deutschlehrern das Gefühl zu vermitteln, „dass sie jederzeit von einem Netz aufgefangen werden“, so die alte und neue Generalsekretärin Puneet Kaur 2019 gegenüber der DW. Auf jede Mail-Anfrage wird deshalb spätestens nach drei Tagen geantwortet, damit sich keiner allein gelassen fühlt. Die meiste Arbeit erledige man allerdings am Wochenende, verriet Kaur damals. „Wir sagen immer, wir sind die Sonntagsgemeinde.“ Der gehört Benjamin Hedzic aus Bosnien Herzegowina jetzt in neuer Rolle als frischgewählter Präsident an, bis dato war er Schatzmeister beim IDV.
Er löst damit Marianne Hepp ab, die nach 12-jähriger Amtszeit nicht mehr zur Wahl antreten durfte. Neue Schatzmeisterin wird die Isländerin Veska Andrea Jónsdóttir. Auch der Brasilianer Geraldo de Carvalho verabschiedete sich als langjähriger Schriftleiter, ihm folgt Edvinas Šimulynas aus Litauen. Vizepräsidentin Monika Janicka aus Polen und Generalsekretärin Puneet Kaur aus Indien behalten ihre Posten für die nächsten vier Jahre. Das größte Anliegen des neuen Präsidenten: „Der IDV soll weiter wachsen. Ich wünsche mir, dass wir die deutsche Sprache würdevoll um die Welt tragen.“
Hedzics Erfahrung nach ähneln sich die Probleme im Unterricht und ganz allgemein im Schulwesen weltweit. „Wenn ich eine Lösung für mich in Bosnien-Herzegowina gefunden habe, zum Beispiel ein schönes Projekt entwickle“, sagt er, „dann ist es wunderbar, wenn ich diese Erfahrungen mit den Kollegen in der Welt austauschen und damit eventuell helfen kann.“
Immer mehr Aufgaben für den IDV
Der 1968 von 15 Staaten gegründete IDV vereint mittlerweile 95 Mitgliedsverbände aus 86 Ländern unter seinem Dach. Ziel ist es laut der scheidenden Präsidentin Marianne Hepp, „Deutschlehrende weltweit zu unterstützen, die deutsche Sprache in Unterricht, Lehre und Forschung zu fördern und die Stellung der deutschen Sprache zu stärken.“
In den letzten Jahren hat der IDV einiges auf die Beine gestellt. So hat man seit 2017 endlich einen festen Verbandssitz in Leipzig, wo man schon lange eng mit der interDaF e.V. am Herder-Institut der Universität zusammenarbeitet. Der bisherige „Wanderverband“ erhielt dadurch „mehr Rechtssicherheit und den Zusatz e.V., verbunden mit dem angestrebten Status der Gemeinnützigkeit“, betont Ex-Präsidentin Hepp. Vorher war er ein halbes Jahrhundert lang an den Dienstorten der jeweiligen Präsidenten ansässig. Bei jedem Umzug musste man also die ganzen logistischen Herausforderungen eines neuen Amtssitzes bis hin zur Kontoeröffnung neu stemmen.
Als Meilenstein kann aus Vorstandssicht auch die Gründung einer Sprachenpolitischen Kommission 2019 betrachtet werden, die als „Antenne“ für die diesbezüglichen Anliegen und Probleme der Verbände fungiert.
Freundschaft, Idealismus und eine internationale Atmosphäre
Vernetzung ist dabei das Schlüsselwort – und zwar nicht nur über das World Wide Web, sondern auch bei den Mitgliedertreffen des IDV. So wie im Juli 2019, als die Erste Internationale Delegiertenkonferenz in Leipzig stattfand. Treffen vor Ort seien für die Lehrerinnen und Lehrer in den verschiedenen Ländern der Welt sehr wichtig, erklärt auch Benjamin Hedzic: „Viele Deutschlehrer arbeiten alleine für sich in einer Schule. Deswegen sollte man diese Komponente der Freundschaft, die der IDV bietet, nicht unterschätzen.“ Das kann Marianne Hepp nur unterstreichen. „Die Verbandsarbeit ist anstrengend, das wissen alle IDV-Mitglieder“, erklärt sie. Nicht selten beanspruche sie sogar mehr Zeit und Energie als der eigentliche „Brotberuf“, den alle neben der ehrenamtlichen Tätigkeit hätten. Aber die Arbeit im IDV gebe auch unendlich viel zurück: „Freundschaft, Kollegialität, internationale Erfahrung und Kultur. Und fröhliches Lachen: „Nie habe ich so herzhaft gelacht, wie bei allen Treffen im IDV. Und auch die idealistische Atmosphäre und internationale Luft, die man nur im IDV auf diese besondere Weise atmen kann, werde ich vermissen.“
Blick auf Internationale Deutschtagung und Deutscholympiade
Ihrem Nachfolger wünscht die scheidende Präsidentin alles Gute. Wenn Benjamin Hedzic Fragen hat, kann er sich bestimmt vertrauensvoll an Marianne Hepp mit all ihrer Expertise wenden – denn beim IDV hilft man sich gern. „Obwohl es im Vorstand des IDV eine klare Aufgabenverteilung gibt, haben wir bis jetzt viele Aufgaben gemeinsam erledigt“, bestätigt Hedzic denn auch. Und dass es in Zeiten von Corona irgendwie logisch sei, dass ein schon integriertes Vorstandsmitglied wie er, der ehemalige Schatzmeister, den Präsidentenposten übernehme: „Jemand, der sich mit den Aufgaben, Zielen und Abläufen des Verbandes schon auskennt.“
Für besonders knifflige Fragen kann sich der Vorstand zusätzlich an ein vierköpfiges Expertenteam aus deutschsprachigen Ländern wenden, das den Mitgliedern in beratender Funktion zur Seite steht.Auf der Agenda des neuen Vorstands steht dann in Kürze die Internationale Deutschtagung der Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer in Wien, die pandemiebedingt von 2021 auf 2022 verschoben wurde - immerhin die weltweit größte Tagung für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache.
Ein weiteres wichtiges Themenfeld wird für den nächsten Vorstand wieder die Internationale Deutscholympiade (IDO) sein, die alle zwei Jahre vom Goethe-Institut in Zusammenarbeit mit dem IDV ausgerichtet wird (zuletzt 2020 wegen Corona in Dresden online). 2022 soll das Event in Hamburg stattfinden. Nicht nur Marianne Hepp weiß aus langjähriger Erfahrung: „Die IDOs begeistern die junge Generation für Deutsch“ – und ist das nicht das Hauptanliegen aller Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer dieser Welt?