Manuskript

Recycelter Beton für nachhaltiges Bauen

Weil in Städten viel gebaut wird, steigt die Nachfrage nach Baumaterialien wie Beton. Die Herstellung ist aber umweltschädlich und die Rohstoffe werden knapp. Zurzeit werden weltweit nur zwei Prozent der Baustoffe wiederverwendet. In Deutschland gibt es aber inzwischen ein paar Unternehmen, die auf Recycling von Beton setzen, um Bauen nachhaltiger zu machen.

SPRECHER:
Überall wird gebaut. Aber die Rohstoffe zur Herstellung von Beton werden knapp: Sand und Kies. Wie kann man diese Ressourcen schonen? Und wie kann man Betonwüsten verhindern, die kein Regenwasser aufnehmen? Einige Experten arbeiten an Lösungen, die bereits jetzt funktionieren. Dieser Betonschutt soll wieder einmal zu neuem Beton werden. Jedes Jahr fallen in Deutschland 280 Millionen Tonnen davon an. Die Firma Feeß im Süden Deutschlands hat sich aufs Recycling von Baumaterial spezialisiert. Die Betonteile werden im Steinbrecher zu kleinem Granulat verarbeitet und nach Größe sortiert. Das Granulat verkaufen sie an Zementhersteller weiter. Gut für ihr Geschäft, aber es kann auch gut sein für die Natur.

SEBASTIAN RAUSCHER (Projektleiter, Firma Heinrich Feeß):
Durch eine ortsnahe Aufbereitung können wir Millionen LKW-Kilometer einsparen.

SPRECHER:
Üblicherweise wird der Sand für die Herstellung von Beton aus großen Gruben gewonnen und dann über Hunderte Kilometer transportiert. Auch bei der Kiesgewinnung, dem zweiten Betonbestandteil, sieht es so aus. Aber Kies und Sand werden knapp. Beim Baustoff-Recycler werden auch rote Ziegel für den Beton benutzt. Der wiederverwendete Sand kommt aus einer alten Baugrube. Er wird hier gereinigt und gesiebt und nach Körnergröße sortiert.

SEBASTIAN RAUSCHER:
Das, was Sie hier sehen, war mal eine Brücke, war mal eine Bodenplatte, war mal ’n Haus, und wir machen ’n neues draus. Das komplette Material wäre auf Deponien gelandet, in irgendwelchen Verfüllungen gelandet und wir können dadraus hochwertige Bauprodukte herstellen, die beim Neubau eingesetzt werden.

SPRECHER:
Die Recyclingprodukte werden dann zum Kunden gefahren – wie zu diesem Betonhersteller in der gleichen Region. Der hebt sich von den meisten Mitbewerbern ab. Denn global werden nur zwei Prozent der Baustoffe wiederverwertet. Hier dagegen setzen sie auf recyceltes Material: Es macht 30 Prozent ihrer Produktion aus. Günstiger ist der so gewonnene Beton auch. In dieser Anlage wird der Baustoff gemischt und zu den Kunden ausgefahren. Und so sieht der Beton dann aus. Ein Baustoff, den auch viele Kunden besser finden als den herkömmlichen.

HAGEN AICHELE (Leiter Zement, Betonwerke Holcim):
Das nimmt zu, weil auch die Bevölkerung verstanden hat, dass wir Ressourcen schonen müssen, und deshalb ist die Nachfrage mittlerweile größer wie [als] früher.

SPRECHER:
Hier im Zementwerk arbeiten sie auch an weiteren Lösungen – zum Beispiel an diesem regendurchlässigen Beton für den Boden und für besseres Klima in Städten.

HAGEN AICHELE:
Das gesamte Regenwasser, das entsteht, sickert durch diesen Beton durch und kommt wieder in den Untergrund, was auch den Grundwasserhaushalt wieder verbessert. Und dann, danach haben wir die Möglichkeit oder besteht die Möglichkeit, dass das Wasser auch wieder verdunsten kann durch die Wärme und eben dann keine so heißen Flächen ergibt.

SPRECHER:
Das würde auch solche Betonwüsten verhindern, mit komplett versiegelten Flächen. Und auch zu dieser Firma in Süddeutschland wird das recycelte Baumaterial gebracht. Sie stellen daraus Betonsteine her. Die Bestandteile sind recycelter Sand und wiederverwendetes Gesteinsgranulat. Im Labor testen sie immer neue Rezepturen für ihre Steine. Mit Farbe, Form und Zutaten experimentieren sie, um den Recyclinganteil zu erhöhen. Der liegt bei 30 bis 40 Prozent. Der Recyclinglook ist gewollt.

ANDREAS BRUNKHORST (Innovationsmanager, Firma braun-steine):
Insbesondere geht‘s ja hier ums Upcycling, das heißt, in einer sehr hohen Qualität wollen wir Design bespielen. Durch diesen Ziegel-Look erhalten wir ’ne ganz neue Oberfläche.

SPRECHER:
So soll es dann aussehen: das Recycling-Pflaster der neuen Generation, mit viel grünen Rasenstoppeln dazwischen und Wasser, das versickern kann. Das wünschen sich mittlerweile auch viele Kunden, und deshalb ist es für die Betonindustrie ein wachsender Markt.