Manuskript

Schnellkurs im Alphornblasen

In den Schweizer Alpen hat das Alphornspielen eine lange Tradition: Schon im 16. Jahrhundert nutzte man das Alphorn, um das Vieh zusammenzurufen. Inzwischen hat es sich zu einem beliebten Musikinstrument weiterentwickelt. In der Gemeinde Nendaz kann man heute Alphornblasen lernen – und das ist gar nicht so einfach, wie man denkt.

 

MEIKE KRÜGER (Euromaxx-Reporterin):
Der Klang der Berge: Das majestätische Alphorn hat hier in den Schweizer Alpen eine jahrhundertealte Tradition – die ich nicht beherrsche. Mein Ziel: Ich will trotzdem mit den Profis spielen.
Da habe ich mir was vorgenommen. Ich hab noch nie ein Alphorn in der Hand gehalten und heute habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, darauf nicht nur einige Töne zu spielen, sondern sogar eine richtige Melodie.
Dafür habe ich mich auf den Weg in die Gemeinde Nendaz gemacht, mit malerischen kleinen Dörfern. Hier wohnen gerade mal sechstausend Menschen. Und einige von ihnen geben blutigen Anfängern Kurse im Alphornblasen – genau richtig für mich. Ein Alphorn wird aus drei Teilen zusammengesetzt plus Mundstück. Okay! Die anderen Kursteilnehmer sind alle Schweizer und lieben das Alphorn.

NICOLE BIONDINI-WINKLER (Kursteilnehmerin):
Wie das Schweizer Kreuz auf der Flagge, [es] gehört dazu wie die Milchkuh oder der Käse mit Löchern, [so] gehört auch das Alphorn dazu.

PETER WINKLER (Kursteilnehmer):
Nach zwei, drei Jahren könnte man vielleicht ein Stück spielen. Es braucht Talent, ich weiß es nicht.

MEIKE KRÜGER:
Tja, ich habe weder Jahre noch Talent. Alle sind froh, wenn sie überhaupt einen Ton herausbekommen. Nicolas Devènes ist ein guter und geduldiger Lehrer. Er selbst spielt das Alphorn seit seinem fünften Lebensjahr. Und er gibt sich wirklich Mühe mit mir.
Dö, dö, dö … Das ist alles, was ich spielen kann.
Jeder Ton wird nur übers Pusten mit den Lippen erzeugt. Und nach zwei Stunden ist der Anfänger-Kurs schon vorbei. Zum Glück fährt mein Lehrer noch für Privatstunden mit mir in der Gondel nach Tracouet auf 2200 Meter Höhe: Zeit für Trockenübungen.
Wie lange spielt man in der Schweiz denn schon auf dem Alphorn?

NICOLAS DEVÈNES (Alphorn-Lehrer):
In der Schweiz wurde es zum ersten Mal im 16. Jahrhundert erwähnt. Hier im Ort tauchte es aber erst später auf. Es wurde eingesetzt, um das Vieh zusammenzurufen. Später auch als Musikinstrument. Zur reinen Unterhaltung wird es erst seit den 1980er Jahren gespielt.

MEIKE KRÜGER:
Wir suchen uns jetzt ein malerisches Plätzchen – wohl das Einzige, was heute nicht schwierig ist. Ein Lied mit drei oder vier Tönen, sagt er, könnte ich vielleicht schaffen. Ich übe fast bis zum Umfallen
Ich falle gleich, ich falle gleich in Ohnmacht
Den richtigen Ton zu finden und zu halten, ist die größte Schwierigkeit. Es ist nicht viel, aber es muss reichen. Denn jetzt kommen die Profis, mit denen ich später spielen soll. Alles Verwandte meines Lehrers.
Es ist einfach ein Instrument, das perfekt zur Postkarten-Idylle der Alpen passt. Mein Auftritt: Wir spielen etwas Modernes, denn auf dem Alphorn lässt sich alles spielen, sagen die Männer, nur eben vielleicht nicht von mir. Dieser Druck, ich kann mit diesem Druck nicht umgehen. Ich tröte einfach drauflos. Keine Ahnung, was und wie, aber ich gebe nicht auf und ich spiele bis zum Ende. 
Das war anstrengend. Und ich hab es auch nicht wirklich geschafft. Es war sehr viel anstrengender, als ich es gedacht habe. Man muss sogar ein bisschen sportlich sein, weil sonst geht einem ganz schnell die Puste aus. Aber es hat wirklich Spaß gemacht. Und stolz bin ich jetzt außerdem, denn ich spiele auf dem Alphorn, auch wenn es nicht perfekt ist. Und ich hab es an nur einem Tag gelernt.

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