Manuskript

Schuhe aus Stein

Ein Schuh aus Stein? Das klingt mehr nach einem Comic als nach der Realität. Doch die Firma „nat-2“ hat sie produziert. Die Steine müssen besonders bearbeitet werden, damit sie sich zu einem Schuh verarbeiten lassen. „nat-2“ hat Erfahrung mit ungewöhnlichem Material für Schuhe. Sie hat auch schon welche aus Stroh, Holz oder sogar Kaffee produziert.

SPRECHER:
Diese Schuhe sind aus Stein: Anstelle von Leder ist an vielen Stellen elastischer Schiefer verarbeitet. Produziert hat sie das nachhaltige Luxuslabel „nat-2“ aus München. Sebastian Thies leitet die innovationsfreudige Sneaker-Schmiede. Seine Familie stellt seit sechs Generationen Schuhe her, doch Stein ist auch für ihn ein völlig neues Material.

SEBASTIAN THIES (Designer):
Es ist hunderte Millionen Jahre alt, also wirklich ein Naturprodukt. Jedes Paar Schuhe ist ein Unikat. Rein technisch gesehen gibt’s jetzt keinen Vorteil zu Leder, weil die Schuhe sind schon teilweise etwas fragiler. Also, jetzt in Sibirien bei minus 40 Grad wird das schon etwas schwieriger, aber so im Alltag absolut alltagstauglich und tragbar.

SPRECHER:
Doch wie wird der Stein so flexibel, dass er für einen Schuh genutzt werden kann? Ausgangsmaterial sind riesige Blöcke Marmor oder Schiefer. Mit einer speziellen Methode werden daraus millimeterdünne Platten. Der Clou: ein elastisches Trägermaterial, das mit dem Stein verklebt wird. Eine Erfindung des Berliner Unternehmens „Roxxlyn“.

MARK SCHLEGEL (Leiter Vertrieb und Marketing):
Die Flexibilität des Steines erreicht man eigentlich, indem man ihn ganz, ganz dünn gestaltet – wir sind im Bereich unter einem Millimeter – und verbinden diesen Stein mit was Stabilem sozusagen. Wir verwenden dort unterschiedliche Trägermaterialien wie Fiberglas oder ‘nen Baumwollvlies, was sozusagen dem Stein die Stabilität gibt, dass die einzelnen Steinpartikel auch bei Biegungen sozusagen zusammengehalten werden.

SPRECHER:
Durch ein geheimes Verfahren, bei dem der Stein im Wechsel Hitze und Kälte ausgesetzt wird, bekommt er seine endgültige Flexibilität – und kann sogar vernäht werden. Neben den Schuhen gibt es auch Gürtel, Sonnenbrillen oder Taschen aus Stein. Doch der Einsatz des Materials in der Mode hat auch seine Grenzen.

MARK SCHLEGEL:
Es ist schwierig, Stein jetzt als zum Beispiel T-Shirt oder Jacke oder sowas zu tragen. Also, auch dort haben wir schon Experimente gemacht, aber Atmungsaktivität und Beweglichkeit ist eben nicht so gegeben wie bei anderen Materialien. Es wird weiterhin kostspielig und aufwendig bleiben und daher eher ‘ne Nische als den Massenmarkt bedienen.

SPRECHER:
Eine Nische hat sich auch Sebastian Thies gesucht. Für seine Schuhe experimentiert er immer wieder mit ausgefallenen Materialien wie Leder aus „Zunderschwamm“ – einem Baumpilz – oder mit Stroh von Wiesen aus Bayern und Österreich. Aber auch Kaffee, Milch, Holz oder Fischleder haben schon als Material für seine Sneaker gedient.

SEBASTIAN THIES:
Mein Vater hat in den 90ern den ersten kompostierbaren Schuh entwickelt und deshalb sind wir bei diesem Thema Naturmaterialien eigentlich schon immer im Thema gewesen. Und heutzutage passiert da halt sehr viel, weil natürlich das Bewusstsein der Leute größer wird. Und deshalb gibt’s auch mehr Innovationen in dem Bereich.

SPRECHER:
Echtgummi-Sohlen, pflanzlich gegerbtes Leder, Innensohlen aus Kork – auch die unauffälligeren Teile seiner Schuhe sind größtenteils natürlich.

SEBASTIAN THIES:
Für uns ist Nachhaltigkeit erstens ‘ne Selbstverständlichkeit, also nicht unbedingt dieses Modethema, wie es oft in den Medien im Moment propagiert wird, sondern es ist einfach für uns: Ein hochwertiges oder auch Luxus-Produkt ist keines, wenn es nicht nachhaltig ist.

SPRECHER:
Mit seinen Schuhen aus Stein geht Sebastian Thies seinen innovativen Weg konsequent weiter.

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