Manuskript

Schule – mal ganz ohne Handy

Handys in der Schule: Das ist schon seit Jahren ein schwieriges Thema, auch in Deutschland. Eine Schule in Schleswig-Holstein hat in einem Experiment tageweise ein komplettes Handyverbot ausprobiert.

SPRECHERIN:
An dieser deutschen Schule bahnt sich eine kleine Kulturrevolution an. Die Volksdroge „Handy“ könnte hier bald verboten werden – für Schüler und Lehrer. Doch darüber wird heiß diskutiert.

EMELY HEINEN (Schülervertreterin, 11. Klasse):
Also, so ’n komplettes Verbot, das ist einfach … ich glaube, nie gut.

JANINE STOLT (Elternvertreterin):
Man muss einfach Regeln finden, die eingehalten werden.

TIM PETERSON (Schüler, 8. Klasse):
Man merkt, dass genau bei den Leuten, die viel am Handy sind, auch die Noten leiden.

SPRECHERIN:
Das Handyverbot an Schulen ist nicht nur in Deutschland seit Jahren Thema. Viele Schulen haben die Nutzung im Unterricht eingeschränkt. Doch was ist mit den Pausen? An der Gemeinschaftsschule in Nortorf haben sie es jetzt einfach mal ausprobiert: An zwei Tagen pro Woche müssen Schüler und Lehrer ihre Smartphones zu Hause lassen.

SILKE WIPPICH (Lehrerin):
Das fängt ja bei den jungen oder middle aged Kollegen (fängt das ja) an, dass die auch protestiert haben: ‚Ich lass mir doch nicht diktieren, wann ich auf mein Handy gucke und wann nicht.‘

JANINE STOLT:
Gerade hier auf … in den ländlichen Bereichen muss man irgendwie gucken, dass das Kind zur Schule kommt oder auch wieder nach Hause. Und von daher finde ich es verkehrt zu sagen: darf gar nicht.

MAXIMILIAN FÖRSTER (Schüler, 5. Klasse):
Ich fand das Handyverbot gut, weil ich bin in den Pausen tatsächlich öfters am Handy.

SPRECHERIN:
Jetzt gibt es wieder mehr Ballsport und soziale Interaktion in den Pausen. Das fördert die Konzentration und Lernfähigkeit, vor allem bei leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern. Doch was ist mit dem digitalen Lernen? Ein Widerspruch?

MATTHIAS DIERKS (Lehrer und Podcaster):
Ich sehe das so, dass ich als Lehrkraft schon ‘ne Verantwortung habe, Menschen zu bilden. Das können sie nur, wenn sie das hier in [der] Schule tun, einen Übungsraum zur Verfügung gestellt bekommen, wo sie Fehler machen dürfen.

SPRECHERIN:
Matthias Diercks ist einer von zwei sogenannten „Medienhelden“  an der Schule, um die digitale Entwicklung voranzutreiben. Sechs Stunden pro Woche hat das Land Schleswig-Holstein dafür eingeplant. Doch für die insgesamt 1000 Schüler stehen gerade einmal rund 60 Tablets zur Verfügung.

EMELY HEINEN:
Wir möchten ja eine digitale Schule werden, und wir möchten digitaler arbeiten im Unterricht. Es gibt auch viele Schülerinnen und Schüler, die einfach kein digitales also … Endgerät also … in Form eines Laptops oder eines iPads oder grundsätzlich Tablets zu Hause gestellt bekommen können von ihren Eltern, und dann ist einfach das Handy die schnellste und einfachste Wahl einfach im Unterricht.

SPRECHERIN:
Dann also doch Handys in die Schule integrieren? Innovative Möglichkeiten gibt es schon.

TIM PETERSON:
Ich war in einer Schule in Neumünster vorher, bevor ich auf diese Schule hier gekommen bin. Da gab es ein Unterrichtsfach, das hieß „Informatik in Minecraft”. Das hieß wirklich so. Da hat man wirklich dann einmal pro Woche 45 Minuten lang in dem Videospiel Minecraft Sachen gebaut und gelernt. Das wurde dann halt nachher von unserem Lehrer benotet und halt … so konnte man auch die Kreativität stärken.

SPRECHERIN:
In Nortorf gab es keine Kulturrevolution. Schüler und Lehrer dürfen ihre Handys wieder in die Schule mitbringen. Doch das Experiment habe bei einigen das Nutzungsverhalten verändert, sagen sie hier. Ein generelles Verbot sei aber nicht geplant. Da ist Nortorf exemplarisch für ganz Deutschland.

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