Manuskript

Schöner Winter: Eis, Schnee und Gemütlichkeit

Der Winter in Deutschland ist oft grau und nass und für viele nicht wirklich eine Jahreszeit der guten Laune. Aber er hat auch seine schönen Seiten: weißer Schnee, Skifahren, dazu Sonne, warme Getränke und Wellness. Barbara Schaefer liebt den Winter und hat ein Buch über ihn geschrieben. Sie ist oft in sehr kalten und nördlichen Regionen unterwegs und stellt immer wieder fest, dass die Leute, die an die kalte und dunkle Jahreszeit gewöhnt sind, den Winter auch viel besser lieben können.
 

SPRECHER:
Minusgrade, Kälte und trotzdem warme Sonnenstrahlen auf der Haut. Der Winter in seiner weißen Pracht kann durchaus idyllisch sein und wird doch allzu oft unterschätzt. Das behauptet jedenfalls sie: Für Barbara Schaefer ist der Winter die schönste Jahreszeit von allen. Über ihre Liebe zu Eis und Schnee hat die Berliner Autorin ein Buch geschrieben.
 

BARBARA SCHAEFER (Autorin):
Was den Winter heraushebt, ist, dass die Welt in so‘n komplett anderen Zustand gerät. Also Frühling und Herbst ist ja nur kälterer und wärmerer Sommer, aber im Winter gefriert Wasser und gefriert die Landschaft und dadurch ist es komplett anders.

SPRECHER:
Eine Faszination, die nicht jeder nachvollziehen kann – gerade in Metropolen wie Berlin, wo sich die kalten Monate meistens grau in grau präsentieren.

MANN:
Der Winter macht traurig und das bekämpft man nur, wenn man zusammen mit Freunden unterwegs ist.

FRAU:
Wenn Schnee wäre, wäre er noch schöner. Aber irgendwie habe ich den Eindruck, Schnee macht gerade so‘n riesen großen Bogen um Berlin herum.

FRAU:
Man muss gute Laune haben, dann macht es … der graue Himmel nicht so viel aus.

SPRECHER:
Um sich die kalte Jahreszeit angenehmer zu machen, gibt es einige Möglichkeiten. Warme Getränke und Kerzenlicht sorgen für Behaglichkeit. Und wenn es draußen kalt und grau ist, laden die eigenen vier Wände geradezu ein, mit der Familie mehr Zeit zu verbringen und es sich so richtig gemütlich zu machen. Auch ein Wellnesstag lässt den Winter kurzzeitig vergessen.

BARBARA SCHAEFER:
Man kann ihn natürlich von innen genießen, wenn man‘s sich halt richtig schön gemütlich macht zu Hause. Wenn man jetzt im Winter im Schneematsch draußen Fahrrad fährt, ist es natürlich nicht so prickelnd. Da hält sich dann meine Winterliebe auch in Grenzen.

SPRECHER:
Wer doch lieber raus möchte, entkommt der städtischen Wintertristesse mit zahlreichen Aktivitäten in idyllischen Schneelandschaften – Wintersport in den Bergen oder die klare frische Luft bei einem Ausflug im Pferdeschlitten genießen.

All das reicht Barbara Schaefer nicht. Sie reist dem Winter bis zum gefrorenen Baikalsee in Sibirien hinterher und sucht weltweit Gegenden auf, die sonst nur wenige sehen und erleben: Schneeschuhwandern durch einsame Landschaften in Schweden oder mit einem Hundeschlitten durch die weißen Ebenen Grönlands gleiten. Den Winter und die Kälte genießt sie nicht zuletzt durch den Kontakt zu Einheimischen, die sich mit den Bedingungen vor Ort arrangiert haben.

BARBARA SCHAEFER:
Ich hab tatsächlich festgestellt: Je weiter man in den Norden kommt, umso mehr lieben die Leute tatsächlich den Winter. Also da ist es nicht so, dass man dann schon im November denkt ‘Oh Gott, jetzt wird es wieder schrecklich‘, sondern die Leute freuen sich tatsächlich stärker auf den Winter und sind eben auch bei Dunkelheit viel draußen.

SPRECHER:
So wie in der norwegischen Stadt Tromsø. Sechs Monate im Jahr liegt hier nördlich des Polarkreises Schnee. Und doch widerlegen die Bewohner das Klischee, die Polarnacht in Norwegens Norden würde depressiv machen. An der Universität Tromsø, der nördlichsten Hochschule der Welt, forscht Joar Vittersø. Er hat herausgefunden, dass die Menschen hier auch ihre Einstellung zum Winter zufrieden macht.

JOAR VITTERSØ (Professor für Psychologie):
Im Norden Norwegens haben die Menschen Wege gefunden, mit der dunklen Jahreszeit umzugehen: mit Aktivitäten, auf die sie sich im Winter freuen und die sie für die dunkle Jahreszeit entschädigen.

SPRECHER:
Die modernen Skier wurden in Norwegen erfunden. Und die Naturverbundenheit der Einwohner von Kindesbeinen an macht es ihnen außerdem leicht, mit Kälte und Schnee umzugehen – eine Angewohnheit, die man sich in anderen kalten Gegenden durchaus abschauen kann. Also ab nach draußen und den Kreislauf

in Schwung bringen.

BARBARA SCHAEFER:
Der Winter ist einfach Teil der Abfolge im Jahr und wenn viele Monate Winter ist, dann arrangiert man sich einfach sehr stark damit und erfindet immer wieder Möglichkeiten, damit umzugehen und das fand ich halt selber auch insgesamt faszinierend.

SPRECHER:
Und wer dennoch keine Liebe für den Winter empfinden kann, dem bleibt nur eins: die Vorfreude auf den Frühling.

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