Streetfishing – Neuer Trend in Berlin
Angeln ist wieder modern. Fünf Millionen Hobbyangler gibt es schon in Deutschland und jährlich werden es immer mehr. Vor allem die junge Generation hat den Angelsport für sich entdeckt und erobert damit Großstädte wie Paris und Berlin. Beim "Streetfishing" braucht man nicht viel mehr als eine Angel. Viele gehen noch nach der Arbeit an den Fluss, um vom Alltag abzuschalten. Anders als am See sind sie dort meistens in Gesellschaft und verbringen Abende mit Freunden am Fluss.
SPRECHER:
Angel über die Schulter und los: Streetfishing heißt das neue Hobby vieler junger Großstädter. Seinen Ursprung hat der Sport wahrscheinlich in Paris, doch mittlerweile ist Streetfishing in ganz Europa beliebt. Victor Eras ist gerne in Berlin unterwegs.
VICTOR ERAS (deutscher Angler):
Also, wenn ich angeln gehe, dann kann ich eigentlich super toll abschalten so vom Alltag. Man vergisst so alle Probleme um einen herum.
SPRECHER:
Zwei bis drei Mal pro Woche wirft der 37-Jährige die Angel aus. Einer seiner Lieblingsspots: die Jungfernbrücke in Berlin Mitte.
VICTOR ERAS:
Viele Leute glauben ja, dass es in der Stadt überhaupt gar keine Fische gibt. Aber das ist natürlich ein Irrglaube, weil es gibt richtig, richtig viele Fische – vor allem Zander, Barsche, Rapfen, sind ja alles tolle Fische, die man angeln kann.
Das ist ein Barsch. Den gibts hier relativ häufig – in … aber noch viel größer hoffentlich, deswegen darf er ausnahmsweise heute schwimmen.
Es gibt natürlich auch größere Barsche oder auch größere andere Fische wie Zander, die man dann auch super essen kann.
SPRECHER:
Denn die Wasserqualität der Berliner Flüsse ist besser als viele annehmen. Auch Stars sind begeisterte Angler –so wie der Brite David Beckham mit seinen Söhnen, der deutsche Ex-Fußball Nationalspieler Miroslav Klose und der spanische Tennisspieler Rafael Nadal. Vor allem die junge Generation macht die Stadt zu ihrem Angelplatz. Max Murawski ist 22 Jahre alt.
MAX MURAWSKI (ANGLER):
Das Coole am Streetfishing ist, dass … ja man kann einfach nach der Arbeit – so wie heute –noch mal schnell ans Wasser fahren und hat keinen großen Aufwand, kann sich eine Rute nehmen, ein paar Köder und dann einfach loslegen.
SPRECHER:
Mehr Ausrüstung braucht man zum Streetfishing also nicht. Hauptsache sie ist ultraleicht, denn wer in der Stadt angeln möchte, muss mobil sein. Auch im Internet boomt das Thema. Viele YouTuber geben ihre Erfahrungen in Videos weiter.
VICTOR ERAS (bei YouTube):
Hey Leute, guckt euch mal das Wetter an. Ist das nicht geil?! 30 Grad im Schatten, eigentlich müsste man baden gehen. Aber ich will trotzdem angeln gehen.
SPRECHER:
Mit mehr als 130.000 Abonnenten und 27 Millionen Aufrufen betreibt Victor Eras einen der erfolgreichsten deutschen Angel-YouTube-Kanäle. Seit 2013 kann man ihn dort bei Ausflügen begleiten.
VICTOR ERAS:
Also, ich glaube, warum mein Kanal so erfolgreich ist, ist deswegen, dass es nicht nur ums Angeln geht, sondern dass wir immer so ne kleine Story haben und immer ein bisschen was passiert. Und der Unterschied zum Fernsehen prinzipiell bei YouTube ist eben, dass es echt ist. Die Leute mögen das, wenn es echt ist, und deswegen glaube ich, gucken sie so gern auch diese Videos.
SPRECHER:
Rund fünf Millionen Hobbyangler gibt es in Deutschland und jedes Jahr werden es mehr. Auch bei den Anglerverbänden ist der Trend spürbar. Seit einigen Jahren steigen die Mitgliederzahlen stetig.
MARCEL WEICHENHAN (Landesanglerverband Brandenburg)
Die Ursachen für diesen Trend sind meiner Meinung sehr vielfältig. Zum einen wollen viele junge Menschen auch wieder so ein bisschen zurück zur Natur, wieder Naturabenteuer erleben. Auf der anderen Seite ist es auch so, dass zum Beispiel in der heutigen Zeit YouTube-Kanäle übers Angeln vorhanden sind, bei denen Angeln einfach ein komplett entstaubtes Image bekommt, wo Angeln als sehr cool dargestellt wird.
SPRECHER:
Streetfishing – ein Angelsport, jung und modern. Auch das Outfit der Angler ist lässig. Typische Anglerwesten und Wathosen sucht man vergeblich. Kurze Hosen, T-Shirts und Baseballcaps sind angesagt.
MAX MURAWSKI
Angeln in der Stadt ist auf jeden Fall wesentlich sozialer, als wenn man irgendwo alleine auf nem See sitzt oder an nem See sitzt. Es ist cool. Man kann sich überall was zu Essen, was zu Trinken holen und wenn andere Leute einfach so abends am Wasser sitzen, sitzt man halt mit Freunden und angelt einfach dabei noch ein bisschen.
SPRECHER:
Streetfishing mitten in der Großstadt –die neue Auszeit vor der Haustür.