Vergraulen
Mancher tut es bewusst, mancher unbewusst: jemanden vergraulen. Eines ist allerdings klar: Keiner lässt sich gern vergraulen.
Eigentlich ist es ja etwas Nettes: Die Mutter hat am Sonntagnachmittag zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Wenn sie aber direkt anfängt, zu kritisieren und zu nörgeln, dann fühlt man sich unwohl. Sätze wie: „Was hast du denn da wieder an?“ oder „Glaubst du, deine neue Frisur steht dir?“ sorgen dafür, dass die Stimmung auch bei 30 Grad Außentemperatur eisig wird. In dieser Situation hat man zwei Möglichkeiten: zu streiten – oder zu gehen. Wer sich fürs Gehen entscheidet, wurde erfolgreich vergrault. Das Verb „vergraulen“ bedeutet nämlich, dass man durch unangenehmes oder unfreundliches Verhalten vertrieben wird. In dem Begriff steckt „graulen“ – und das heißt „sich fürchten“. Da bleibt dann nur noch zu hoffen, dass wenigstens der Kuchen geschmeckt hat. Denn bei der nächsten Einladung zu Kaffee und Kuchen wird man überlegen, ob man hingeht.