Kommt nach der Flut Corona?
Starke Regenfälle haben in Westdeutschland große Gebiete überflutet. Viele Menschen in der Region haben alles verloren, haben nicht einmal mehr ein Dach über dem Kopf. Während kaputte Gegenstände weggeräumt werden, besteht noch eine weitere Gefahr, denn Covid ist mit der Flut nicht verschwunden. Das Infektionsrisiko in der Unwetterregion ist hoch, doch an Impfungen wollen viele momentan nicht denken.
SPRECHERIN:
Gemeinsam packen sie an, um die Schäden der Flut zu beseitigen. Die Solidarität ist groß in Deutschland. Trotz der Covid-Pandemie kommen freiwillige Helfer aus dem ganzen Land in die überschwemmten Gebiete - wie hier nach Ahrweiler in Rheinland-Pfalz. Abstand halten, Maske tragen, daran ist gar nicht zu denken.
ANWOHNER 1:
Man hat jetzt schon oft gehört, dass Covid einfach durch diese Flut weggespült wurde.
ANWOHNER 2:
Das würde eher alles behindern und die Leute noch mehr frustrieren, wenn sie auch noch bei den Abräumarbeiten auf Abstände und so Sachen achten müssten.
ANWOHNER 3:
Momentan denkt, glaube ich, gar keiner grad über Covid nach. Weil, wir müssen erst mal zusehen, dass wir die Leute, die hier ihr Haus verloren … Viele haben ja gar nix mehr, gar nix. Hier waren … Ex … viele Existenzen, die einfach weg sind, Wohnungen, die zeitgleich weg sind. Da wird [sich] jetzt nur noch drum gekümmert, dass die Leute irgendwie irgendwo heile unterkommen.
SPRECHERIN:
In der Notunterkunft stehen die Betten dicht an dicht. Tagsüber leer, aber die Nacht verbringen obdachlose Anwohner und ihre Helfer hier auf engem Raum zusammen. Ein möglicher Covid-Hotspot, aber das Infektionsrisiko beschäftigt die Menschen hier kaum.
JONAS BAUER (Mitglied der Bundeswehr):
Man merkt einfach, denen geht’s um Leben und Tod. Die haben alles verloren. Da ist Corona nicht das Thema für diese Menschen. Und wir wollen uns auch nicht zumuten, da zu sehr einzugreifen. Weil - die Leute sind traumatisiert, von dem was sie erlebt haben. Und da können … da steht’s uns auch einfach nicht zu zu sagen: „Aha, jetzt aber bitte die AHA-Regeln beachten.“
SPRECHERIN:
Erst das Unwetter mit den Sturzfluten und der massiven Zerstörung und jetzt wird befürchtet, dass sich Covid hier verstärkt ausbreitet. Um dem vorzubeugen, ist in Ahrweiler eine mobile Test- und Impfstation angekommen. Die Infrastruktur wurde zerstört. Das Impfmobil wird erst mal weiter zur Verfügung stehen.
OLAV KULLAK (Leiter des Impfmobils):
Man muss auf eine sehr feinfühlige Art und Weise der Bevölkerung hier ’n bisschen nahebringen, dass ihnen zwar alles weggeschwommen ist, aber dummerweise dieses Virus nicht.
SPRECHERIN:
Knapp die Hälfte der Deutschen ist inzwischen vollständig geimpft. Aber die Delta-Variante ist auf dem Vormarsch. Die Organisatoren hoffen, dass viele das Impf-Angebot noch wahrnehmen. Doch einige Bewohner sind skeptisch.
MOHAMMED ABDULHAMID (Anwohner):
Ich bin schon geimpft, schon länger. Aber viele Leute, die ich kenne, die sind nicht geimpft, und die haben jetzt keine Zeit. Die haben gesagt: Was soll ich, warum soll ich jetzt impfen? Ich habe jetzt zu tun, [anderes] als zu impfen. Sagen: Impfen ist nicht [so] wichtig wie das.
SPRECHERIN:
In diesem Chaos auch noch Covid zu bekämpfen – eine Herausforderung, kaum zu bewältigen.