1 / 7

Was passt? (1)

Wähl alle richtigen Lösungen aus. Mehrere Antworten können richtig sein.

Manuskript

Wenn neue Kleidung im Müll landet

Ob im Laden oder im Internet: Die Deutschen gehen gerne shoppen.  Mehr als 900 Euro gibt jeder Bundesbürger im Schnitt pro Jahr für Kleidung aus. Doch nicht nur Umweltaktivisten sagen: Sehr viele neue Kleidungsstücke landen am Ende im Müll, weil sie von den Kunden zurückgeschickt werden - oder während der Corona-Zeit im Laden hängenblieben.  Die Politik hat jetzt das Wegwerfen von Neuware verboten.

SPRECHERIN:
Ein Amazon-Logistikcenter in Deutschland – heimlich gefilmt. Hier wird, so Greenpeace, neue Ware vernichtet. Amazon erntete einen Shitstorm.

VIOLA WOHLGEMUTH (Aktivistin bei Greenpeace):
Diese Vernichtung von Neuwaren, die Vernichtung von Ressourcen ist einfach nicht mehr tragbar in Zeiten der Klimakrise. 

SPRECHERIN:
Die Kampagne stellt den Online-Riesen an den Pranger – und schärft das Bewusstsein gegen Verschwendung.

VIOLA WOHLGEMUTH:
Hinter jedem Textil stecken ja wertvolle Ressourcen. Ein Textil kommt mit bis zu 3000 verschiedenen Chemikalien in Berührung während der Produktion, verbraucht extrem viel Wasser. Bei ’nem normalen weißen Baumwollshirt, so das Einfachste, was man herstellen kann, geht man schon so von 2.700 Liter[n] Wasser aus. Das ist so viel, wie ein Mensch in zweieinhalb Jahren trinkt.

SPRECHERIN:
Das Problem beim Online-Handel: Es wird viel zurückgeschickt. Nicht immer lohnt sich die Aufarbeitung. 20 Millionen Artikel werden jedes Jahr entsorgt. Er hat das ausgerechnet: Logistiker Björn Asdecker. Aber ist der Online-Handel überhaupt das größte Problem?

BJÖRN ASDECKER (Logistiker):
Allein aufgrund der Handelsvolumina ist der stationäre Handel noch deutlich größer als der Online-Handel. Es kommt zwar zu weniger Retouren, also zu Rückgaben im Handel, aber dafür haben wir diese Überbestände, die enorm sind.

SPRECHERIN:
Die Branche wuchs rasant: Wer in Deutschland lebt, gab vor Corona im Schnitt mehr als 900 Euro im Jahr für Bekleidung aus – ein Marktvolumen von 76 Milliarden Euro. Der Hauptteil: preiswerte Fast Fashion.

AXEL AUGUSTIN (Mitarbeiter beim Bundesverband des deutschen Textileinzelhandels):
Die größten Zuwächse waren die Ketten, die preisgünstig Mode angeboten haben. Sich modisch zu kleiden für kleines Geld, ist natürlich schon für viele Leute, auch für jüngere Menschen, die jetzt natürlich noch nicht so viel verdienen, ’n hochattraktives Modell.

SPRECHERIN:
Corona traf den Handel als Schock. Drei Lockdowns, dazwischen Rabattschlachten. Wohin mit der bereits bestellten Ware? Der Handel blieb auf Bergen von Kleidung sitzen, Wintersachen zum Beispiel, die sich im Sommer nicht verkaufen lassen. Es geht um gewaltige Mengen.

VIOLA WOHLGEMUTH:
Insgesamt 800 Millionen Textilien, die neu produziert wurden, die nicht verkauft wurden. Und das ist die sogenannte Corona-Kollektion; das heißt, was mit denen jetzt passiert, ist komplett unklar. Viele Händler haben wirklich einfach angegeben, dass sie [die] vernichten wollen.

SPRECHERIN:
Massenhaft Neuware zur Vernichtung? In Deutschland wäre das gar nicht erlaubt.

AXEL AUGUSTIN:
Totaler Unsinn, das stimmt nicht. Diese Furcht kann ich Greenpeace nehmen, das ist nicht passiert. Dass tatsächlich neue Ware, die man verkaufen kann, vernichtet wird, da kennen wir keinen Fall. Gut, wir kennen natürlich nicht alle 20.000 Unternehmen, wir gucken ja nicht hinter jede Tür, ’ne? Also, es kann … vielleicht in Extremfällen … weiß ich’s nicht, aber wir kennen persönlich keinen einzigen Fall.

SPRECHERIN:
Auch der Online-Riese Amazon sieht sich zu Unrecht an den Pranger gestellt:

AMAZON (vorgelesene Stellungnahme):
Tatsächlich liegt die Zahl der von Amazon verkauften und versandten Produkte, die entsorgt werden müssen, im Promillebereich – und wir arbeiten intensiv daran, die Zahl immer weiter zu reduzieren.

SPRECHERIN:
Verramschen, spenden, einlagern, recyceln: Für vieles beauftragen die Händler weitere Firmen, Zwischenhändler und Entsorger. So ist schwer nachvollziehbar, was mit welchen Textilien geschieht.

BJÖRN ASDECKER:
Wenn sie jetzt ’ne Studie machen über die Entsorgung im stationären Handel oder die Entsorgung von den Überbeständen, die sich jetzt in der Corona-Zeit aufgetan haben – dann werden Sie da keine Teilnehmer bekommen. Dann wird einfach keiner mitmachen, weil darüber nicht gesprochen werden soll.

SPRECHERIN:
Im letzten Jahr hat Deutschland seine Gesetze verschärft: Die Vernichtung neuwertiger Ware ist nun offiziell verboten. Vor allem aber soll das Gesetz für mehr Transparenz sorgen. Frage an den Wissenschaftler: Wird das klappen?

BJÖRN ASDECKER:
Man muss dazu sagen, dass dieses Gesetz nur Hersteller und Händler erfasst. Diese ganzen Mittelsmänner, also Plattformen, die Entsorgungsunternehmen, da wurde so ’ne Flanke offen gelassen, die in der Praxis dazu führen wird, dass dieses Gesetz an vielen Stellen ’n zahnloser Tiger bleiben wird.

SPRECHERIN:
Was also hilft? Brauchen wir wirklich immer mehr Klamotten? In Deutschland hat jede Person im Schnitt 95 Kleidungsstücke – jedes fünfte davon wird nie getragen.

VIOLA WOHLGEMUTH:
Der beste Klimaschutz ist Alltagsaktivismus, weg vom Neukaufen. Egal ob sich’s um Elektronikgeräte handelt oder um Bücher oder eben auch um Kleidungsstücke: Leihen, mieten, teilen, tauschen – die Modelle gibt es, und die müssen jetzt halt auch staatlich unterstützt werden.

SPRECHERIN:
Das Problem allerdings: Noch immer ist „shoppen gehen“ in Deutschland eines der beliebtesten Hobbys.

Woraus kann man Kleidungsstücke herstellen?
Nicht mehr verkäufliche Waren und Produkte werden oft …

0 von 2 Aufgaben gelöst. 0 erhaltene Punkte.

1 / 7