1 / 7

Was passt? (1)

Wähl alle richtigen Lösungen aus. Mehrere Antworten können richtig sein.

Manuskript

Leben und Lieben mit geistiger Behinderung

Menschen mit geistiger Behinderung ist es in Deutschland oft nicht möglich, selbstbestimmt zusammenzuwohnen. In einer Einrichtung der „Lebenshilfe“ in der Nähe von Hannover ist das anders: Über 100 Menschen leben hier in Wohngemeinschaften. Falls es nötig ist, steht den Menschen immer Hilfe zur Verfügung. Ansonsten können sie aber selbst entscheiden, wie sie ihren Alltag gestalten. Sogar Liebespaare und Gruppen zu sexueller Aufklärung gibt es – etwas, was anderswo nicht vorstellbar wäre.

SPRECHER:
So ziemlich jeden Tag gegen halb drei macht sich Thekla Schünemann auf den Weg.  

REPORTER: 
Wo geht’s denn jetzt hin?

THEKLA SCHÜNEMANN (Bewohnerin der „Lebenshilfe“-WG):
Da natürlich. Abholen.

REPORTER: 
Und dann?

THEKLA SCHÜNEMANN:
Und dann komm ich hierher.

SPRECHER:
Sie holt ihren Freund Lars Nowak ab. Thekla und Lars sind Mitte 50 und leben in einer Wohneinrichtung der „Lebenshilfe“, einem Selbsthilfeverband für Menschen mit geistiger Behinderung. Insgesamt rund hundert Menschen wohnen hier – in WGs mit bis zu sieben Personen. Manche brauchen mehr, manche weniger Hilfe. Für alle Fälle sind rund um die Uhr Betreuer in den vier Häusern. Dass Thekla und Lars als Paar leben dürfen, wäre anderswo unmöglich. Hier ist das kein Problem – es ist einfach so.

LARS NOWAK (Bewohner der „Lebenshilfe“-WG):
Wir sind also zusammen verlobt.

THEKLA SCHÜNEMANN:
Zwanzig Jahre schon! Zwanzig Jahre!

LARS NOWAK:
Zwanzig Jahre sind wir verlobt.

REPORTER:
Ihr kennt euch schon so lange, da wart ihr noch Kinder? 

LARS NOWAK:
Genau richtig geraten! Wir beide, sie und ich! Denk mal an Adam und Eva, die sind auch zusammen befreundet. Wir sind immer zusammen.

THEKLA SCHÜNEMANN:
Ja genau!

SPRECHER:
Ein Liebespaar mit Down-Syndrom. Zum Alltag in der Wohneinrichtung gehören ganz selbstverständlich die Beziehungen mit dazu. Die Hausleitung hat Vertrauen. Die Bewohner sollen selbst bestimmen und entscheiden, was sie wollen und was nicht.

FLORIAN KÖNIG (Geschäftsführer der „Lebenshilfe“):
Jeder Mensch wünscht sich Beziehungen, jeder Mensch wünscht sich Nähe. Das steckt, glaub ich – egal ob Menschen mit Behinderungen oder ohne Behinderungen –, in jedem Menschen drin.

SPRECHER:
Konstantin Kluß ist oft langweilig. Er ist 32 und sehnt sich nach einer Partnerin. Als er zehn war, fuhr ihn ein Auto an. Seitdem ist er behindert, wie er sagt. Pädagogin Marie hilft ihm, wenn er auf einem Dating-Portal für Menschen mit Beeinträchtigungen nach einer Freundin sucht.

KONSTANTIN KLUSS (sucht nach einer Partnerin):
Ja, ich will auch Sex mit der. Und das ist ja human, also menschlich.

THEKLA SCHÜNEMANN:
Penis!

UTE HINTZELMANN (Pädagogin):
Penis? Gut, dann würde ich heute gerne mit euch über Geschlechtsteile sprechen, und zwar von Mann und Frau. 

SPRECHER:
Hier trifft sich die Sex-und-Liebe-Gruppe. Jede Frage ist erlaubt: Wie masturbiert man eigentlich richtig?, zum Beispiel. Die Gruppe ist eines der beliebtesten Angebote der Wohneinrichtung.

UTE HINTZELMANN:
So sieht der Penis aus. Hast du das schon mal so gesehen? Auch in echt?

THEKLA SCHÜNEMANN:
Ja.

UTE HINTZELMANN:
Hast du schon mal … ja, oder?

THEKLA SCHÜNEMANN:
Ja, ich hab‘s schon mal gesehen.

SPRECHER:
Thekla und Lars fahren regelmäßig zusammen in den Urlaub – und da haben sie auch schon gemeinsam übernachtet.

THEKLA SCHÜNEMANN:
War gut. Aber wir beide haben [das Bett gekracht]. Wir beide!

LARS NOWAK
Das Bett ist zusammengekracht!” 

THEKLA SCHÜNEMANN:
Ja. Zusammengekracht! Ach Larsi, Du bist gut …

SPRECHER:
Wichtig ist der Lebenshilfe, dass alles einvernehmlich und respektvoll passiert.

THORSTEN MEYER-HANKE:
Jeder Mensch darf schlafen, wo er möchte. Wenn dann die gastgebende Partei sozusagen einverstanden ist. Und miteinander schlafen ist was, was wir nicht in einem Büro oder in einem Gruppenraum verhandeln, sondern das verhandelt ihr untereinander.

SPRECHER:
Davon profitiert die 60-jährige Sabine Hülfenhaus, die in der Wohneinrichtung lebt, und ihr gleichaltriger Partner Helmut Hermann.

HELMUT HERMANN:
Geht’s noch?

SABINE HÜLFENHAUS:
Ja.

SPRECHER:
Zusammen genießen sie das Leben – heute im Zoo in Hannover. Sabine hat früher darüber nachgedacht, selbst Kinder zu haben, als sie jung war. Aber sie bekam immer wieder gesagt, das ginge nicht.

SABINE HÜLFENHAUS
Ich bin behindert. Dann kann ich’s nicht. Mein Bruder… meine Schwester hat früher gesagt, ist nicht gut. Ich kann nicht lesen und schreiben, ich kann ja diesem Kind nichts lehren. Bisschen traurig, ja. Kann man nicht aussuchen.

HELMUT HERMANN
Muss man nehmen, wie es ist

SABINE HÜLFENHAUS
Ohne Kind geht auch. Ja …

SPRECHER:
Umso wichtiger ist für Sabine, dass sie Helmut hat. Und die Lebenshilfe ihr die Möglichkeit zu Nähe und Liebe gibt.

Welcher Begriff bedeutet, dass man etwas nicht so gut kann oder anders als viele Menschen ist?
Wenn mehrere Menschen sich eine Wohnung teilen, spricht man von …

0 von 2 Aufgaben gelöst0 erhaltene Punkte.

1 / 7