1 / 7

Was passt?

Welches Wort passt in welche Lücke? Wähl aus.

Manuskript

Ein Tag als Strohbär

In Heldra, einem kleinen Dorf in Norddeutschland, wird jedes Jahr eine besondere Tradition gefeiert, um den Winter endgültig zu verabschieden. Junge Männer werden dann in Stroh gewickelt und laufen dann durch das Dorf. Euromaxx-Reporter Max Merrill wollte ebenfalls einen Tag als Strohbär verbringen und hat sich von den Dorfbewohnern in 40 Kilo Stroh wickeln lassen.

MAX MERRILL (Reporter):

Gestalten wie aus einem Albtraum. Einmal im Jahr werden sie losgelassen im idyllischen Örtchen Heldra im Norden des Bundeslandes Hessen. Ein Dorf mit gerade mal 500 Einwohnern, aber mit einer großen Tradition: den Strohbären. Und ich werde einer von ihnen sein. Meine Herausforderung heute: Ich lass mich nicht nur um den Finger, sondern ganz einwickeln - und zwar mit Stroh. 40 Kilo davon soll ich tragen. In dieser Scheune kann ich mir schon mal anschauen, was mich nachher erwartet. Allerdings bin ich heute als Letzter an der Reihe. Zeit für eine kleine Recherche zur Geschichte des Strohbären am Dorfmuseum. Hallo, ich bin der Max. Hallo, wie geht’s? Hallo!

WERNER JUNG (Dorfmuseumsleiter Heldra):
Tach!

MAX MERRILL:
Ich würd‘ gern mal ‘nen bisschen mehr über den Ursprung des Strohbären erfahren. Wie fing das denn alles an, diese Tradition?

WERNER JUNG:
Oh, das liegt im Dunkeln. Also, wir kennen den Strohbär-Tag seit unserer frühesten Jugend und unsere Eltern kennen ihn auch seit der frühesten Jugend. Also, da ist kein Datum festgehalten. Das hat bisher bedeutet und das bedeutet immer noch das Winteraustreiben.

MAX MERRILL:
Zurück zur Scheune. Die Menge des Strohs, das vom Winter übrig blieb, bestimmt, wie viele Strohbären mitlaufen können. In diesem Jahr reicht es für sechs. Das Brechen des Strohs an den Gelenken gehört dazu, sonst könnten die Bären sich gar nicht bewegen. Wer fertig ist, muss vor der Scheune warten. Dass ich hier mitmachen darf, ist eine Ausnahme. Ob es auch eine gute Idee ist, da bin ich mir nicht mehr so sicher. Jetzt werde ich ins Stroh gewickelt. Übrigens von echten Profis, keiner hier macht das zum ersten Mal. Bis zu zwei Stunden kann es dauern, bis das ganze Stroh da sitzt, wo es hingehört. Die meisten der Wickler waren selbst schon mal ein Strohbär. Mitleid haben sie jedoch nicht. Sie zurren und zerren erbarmungslos an mir.

MANN:
Wo bin ich hier?

MAX MERRILL:
Am, am Oberschenkel. Oder … also hinten am Oberschenkel.

MANN:
Wie weit vom Arsch weg?

MAX MERRILL:
Äh ja, geht noch ‘n bisschen.

MANN:
Das gibt's ja gar nicht hier.

MAX MERILL:
Der Wickelprozess ist für denjenigen, der drin steckt, gar nicht so ungefährlich. Arme und Beine können einschlafen, wenn zu fest gewickelt wurde. Und nicht wenige sind auch schon mal in Ohnmacht gefallen. Auch deshalb wird das Stroh an den Gelenken gebrochen. Und so zwingt mich diese uralte Tradition in die Knie. Ich soll mehr Bewegungsfreiheit gewinnen, verliere aber dabei fast die Balance.

MANN:
Richtig rüber. Genau. Hoch. Ja – und hoch. So, jetzt gerade die Füße und nicht mit den Knien laufen.

MAX MERRILL:
Mein erster Gang … Ein Taxi für die Bären gibt es nicht. Wie richtige Strohballen werden sie mit dem Traktor Richtung Startpunkt gekarrt. Selten hab‘ ich mich so ausgeliefert gefühlt. Aber es gibt Licht am Horizont: Jemand wird sich in den nächsten Stunden um mich kümmern.

MIRIAM FELSBERG (Bärenführerin):
Ich führ‘  dich heute durch diesen Tag, als Bärenführerin. Wenn was ist, einfach Bescheid sagen.

MAX MERRILL:
Ich vertrau ‘ dir voll und ganz. Muss ich auch, ich hab‘ keine andere Wahl. Denn auch das gehört zur Tradition: Jeder Mann im Stroh bekommt eine Bärenführerin, die ihn an einer Kette durchs Dorf leitet. Im Stroh stecken ohne Ausnahme nur junge Männer, keiner älter als Ende 20, denn die halten die Strapazen am besten aus. Jeder schleppt jetzt circa 40 Kilo mit sich herum. Uns Strohbären bleibt tatsächlich nichts erspart. Ich habe gerade erst in meiner Verkleidung laufen gelernt, da soll ich tanzen. In grauer Vorzeit mal die Gelegenheit für die Dorfjugend, sich näherzukommen - mit Sicherheitsabstand aus Stroh. Nach zwei sehr langen Stunden gibt es den Endspurt, im wahrsten Sinne des Wortes. Alle Strohbären rennen los. Ich kann es kaum noch aushalten, und den anderen geht es nicht anders. Die Strohbären enden als wilder Haufen. Aber endlich werden wir befreit und aus dem Stroh geschnitten. Was für eine Tortur! Strohreste sitzen noch überall.

LEUTE:
Juhuuu!

MAX MERRILL:
Dass sich die Strapazen lohnen, auch das spüre ich jetzt ganz hautnah. Der Tag endet mit einem großen Feuer. All das Stroh, das stundenlang gewickelt und von uns getragen wurde, geht in wenigen Minuten in Rauch auf. Ja, so warm war mir ungefähr im Kostüm auch selbst. Aber was ich gelernt habe, es war ein wirklich schöner Tag, eine echt schöne Tradition, die das ganze Dorf, die ganze Gemeinde zusammengebracht hat. Und für einen Tag war ich auch Teil von der Gemeinde hier in Heldra. Einer der anstrengendsten Tage meines Reporterlebens geht zu Ende. In die Haut der Strohbären werde ich mich wohl nicht noch einmal wickeln lassen.

Was passt wo?

Heldra ist ein kleines medium in Norddeutschland mit 500 medium. Dort wird jedes Jahr eine alte medium gefeiert. Mit dem medium, das von der Getreideernte übrig bleibt, werden Dorfbewohner eingewickelt und zu Bären geformt. An diesem Tag kommt die ganze medium zusammen und sieht den Strohbären dabei zu, wie sie durch das Dorf laufen und tanzen.

0 von 1 Aufgaben gelöst. 0 erhaltene Punkte.

1 / 7