Chase Tag: Wenn Erwachsene Fangen spielen
Jeder kennt es noch aus der Kindheit: Fangen spielen ist bis heute eines der beliebtesten Kinderspiele. Jetzt gibt es auch eine Version für Erwachsene, das sogenannte Chase Tag.
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Eigentlich ist es ein Kinderspiel. Doch beim sogenannten Chase Tag sind es erwachsene Menschen, die miteinander Fangen spielen, wie zum Beispiel Enis Maslic aus Deutschland.
ENIS MASLIC (Deutsches Team „Ashigaru“):
Das ist Fangen auf ’nem ganz, ganz anderen Level mit professionellen Athleten. Das Tempo ist um einiges schneller und dementsprechend auch um einiges spannender.
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Chase Tag wird immer beliebter. In London gab es 2018 die erste Weltmeisterschaft. Die Teams treten in mehreren Runden gegeneinander an. Jede Runde dauert 20 Sekunden. Ein Team stellt einen Fänger, das andere den Gejagten. Entkommt der Gejagte, erhält sein Team einen Punkt. Gewonnen hat das Team, das nach maximal 16 Runden die höchste Punktzahl erreicht. Für die diesjährige Europa-Meisterschaft in London hat sich auch ein sechsköpfiges Team aus Deutschland qualifiziert. Sie nennen sich Ashigaru und sind immer dann zur Stelle, wenn Freerunner und Parkourläufer für Show-Events und Filmprojekte gefragt sind. Chase Tag ist eine Entwicklung aus dem urbanen Hindernislauf, weiß Andreas Wöhle vom deutschen Team.
ANDREAS WÖHLE (Deutsches Team „Ashigaru“):
Um hier mitzumachen, muss man natürlich schon mit Hindernissen in Berührung gekommen sein. Das heißt, man muss Bewegungen, Techniken draufhaben. Und wir sind alle Parkourathleten und deswegen perfekt für dieses Spiel.
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Die Brüder Christian und Damien Devaux haben Chase Tag 2011 entwickelt. Die Idee kam den Briten, als sie mit ihren Kindern im heimischen Garten Fangen spielten.
CHRISTIAN und DAMIEN DEVAUX (Erfinder von WCT, World Chase Tag):
Wir hatten ein paar Gerüste und experimentierten mit verschiedenen Spielfeldentwürfen. Die haben sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt. Den ersten Wettkampf gab es im Dezember 2016, und die Videos davon gingen viral. So fing alles an. Die Wettbewerbe wurden größer, und die Athleten immer besser.
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Und die Community wächst. Allein auf ihrem YouTube-Kanal erzielen die Brüder bis zu 26 Millionen Klicks pro Video bei mehr als 400.000 Abonnenten. Mittlerweile veranstalten sie Turniere auf der ganzen Welt. Um den Europameister-Titel in London kämpfen heute acht Teams.
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Bevor es ernst wird, macht sich das deutsche Team mit der Arena vertraut und erkundet mögliche Stolperfallen.
ANDREAS WÖHLE (Deutsches Team „Ashigaru“):
Es kann immer wieder was passieren, auch wenn man dann mal schnell den anderen noch fangen will. Und dann ist die Hand mal grad nicht da, wo sie sein soll. Und dann liegt sie vielleicht mal unter ’nem Körper, und dann ist da vielleicht ’n Bruch oder so, aber … Letztes Jahr ging alles gut und dieses Jahr bestimmt auch.
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Dann ist es so weit. Ashigaru treten im ersten Match gegen das britische Team Breach an. Bereits nach kurzer Zeit führen die Briten. Und trotz eines Sturzes des Gegners können Ashigaru nicht mehr aufholen. Sie scheiden bereits in der Vorrunde aus. Marc Busch vom deutschen Team sieht es gelassen.
MARC BUSCH (Team „Ashigaru“):
Wahrscheinlich werden wir einfach nur auf die Straßen gehen und weiterspielen und trainieren und Spaß haben. Und wenn es dann in ’nem Jahr passiert, dass wir wieder eingeladen werden, dann sind wir halt wieder da.
NORMAN LICHTENBERG (Team „Ashigaru“):
Genauso machen wie vorher: einfach weitertrainieren.
MARC BUSCH:
Ja, am Ende ist es nur ’n Spiel, so. Das darf man nicht vergessen.
SPRECHER:
Den Titel holt im Finale dieses Mal Frankreich. Doch was zählt, ist letztendlich der Spaß am Fangenspielen.