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Manuskript

Mit dem Priester auf Whisky-Reise durch Schottland

Wolfgang Rothe ist katholischer Pfarrer – und Kirchenrebell, wie er selbst sagt. Mit seiner bayerischen Gemeinde fährt er zu Whisky-Verkostungen nach Schottland und erreicht mit seiner ungewöhnlichen Art auch Menschen, die sich schon von der Kirche abgewandt hatten. Dabei spielt auch seine ganz persönliche Geschichte eine wichtige Rolle.
 

SPRECHERIN:
Es sieht nach richtig viel Spaß aus: eine bayrische Pilgergruppe auf Whisky-Wallfahrt in Schottland, angeführt von einem Priester.

WOLFGANG ROTHE (katholischer Priester):
Ich bin ein Kirchenrebell.

JUDITH HEUBERGER:
Das ist der Pfarrer, den eine Gemeinde braucht.

RUDOLF BORNSCHLEGL:
Wenn‘s ihn nicht gäbe, müsste man ihn erfinden.

MELANIE HARTMANN:
Er ist ein Mann des Glaubens, und er bringt Bewegung in die Kirche.

WOLFGANG ROTHE:
Hallihallo, hört ihr mich jetzt? Ja, wunderbar. Wir sind also startbereit jetzt. Herzlich willkommen im gelobten Land Schottland.

SPRECHERIN:
Neben Sehenswürdigkeiten ist Wolfgang Rothe mit seiner Gruppe unterwegs von einer Destillerie zur nächsten. Für den Priester aus Bayern ist Whisky heiliges Wasser.

WOLFGANG ROTHE:
Das Allerwichtigste ist einmal die Achtsamkeit. Wir schlucken den Alkohol ja nicht einfach herunter, sondern wir nehmen das, was wir vorgesetzt bekommen, mit allen Sinnen wahr. Das ist also kein wildes Besäufnis, sondern eine Übung der Achtsamkeit und zugleich auch eine Übung der Mäßigung.

SPRECHERIN:
Die Pilger gehen mit wissenschaftlicher Ernsthaftigkeit an die Verkostung. Und manche probieren ihn gar nicht, sie schnuppern nur. „Nosing“ nennt sich das.

WOLFGANG ROTHE:
Wenn man durch diese Fenster schaut, schaut man direkt in den Himmel.

SPRECHERIN:
Die britischen Inseln sind für Wolfgang Rothe auch ein ganz persönlicher Sehnsuchtsort. Einen, an den er sich in Gedanken geflüchtet hat, als es ihm sehr schlecht ging. 2004 habe sein Bischof versucht, ihn zu vergewaltigen, erzählt er. Aus Scham habe er jahrelang geschwiegen. Doch auch, als er endlich sein Schweigen brach, habe niemand ihm geglaubt.

WOLFGANG ROTHE:
Das musste ich inzwischen zur Kenntnis nehmen, dass in meiner Kirche leider eine Kultur des Schweigens herrscht, dass man die Dinge, die unbedingt angesprochen werden müssen, weil sie nur dann geklärt und in richtige Bahnen geleitet werden können, dass man das unterm Deckel halten möchte, dass man das im Verborgenen halten möchte, dass man das vertuschen möchte.

SPRECHERIN:
Rothe hat ein Buch über seine Geschichte geschrieben. Der beschuldigte Bischof hat dagegen geklagt und in zwei Instanzen vor Gericht verloren. Wolfgang Rothe bricht mit Tabus, und so gelingt es ihm, auch Zweifler wieder in die Kirche zu bringen. Auf der Reise gibt es täglich eine Andacht. Christine ist vor über 30 Jahren aus der katholischen Kirche ausgetreten, obwohl sie sich dem katholischen Glauben eigentlich noch nahe fühlt.

CHRISTINE FÜRBAß:
Ich bin katholisch erzogen. Ich fühl mich der katholischen Kirche auch schon noch verbunden, aber sie ist mir zu eng. Vieles, was sie sagen, ist mir zu eng, deswegen bin ich nicht mehr Teil dieser Kirche. Und bei Wolfgang weiß ich, dass es nicht eng ist.

SPRECHERIN:
Wolfgang Rothe vereint auf seiner speziellen Pilgerreise Spiritualität und Whisky. Nächster Stopp ist die Destillerie Borders.

JAMIE GRANT (Destillerie Borders):
Wenn ihr hierherkommt, dann werdet ihr von dem Geruch umgehauen. Aber unabhängig davon, es wird gut. Kommt hoch und nehmt eine Nase.

SPRECHERIN:
Vor der Brennerei wartet Busfahrer David. Er hat schon viele Gruppen gefahren. Die Whisky-Pilgergruppe mag er aber besonders.

DAVID WILLIAMS (Busfahrer):
Sie betrinken sich nicht, und sie scheinen daran interessiert zu sein, wie der Whisky gemacht wird und woher er kommt. Sie saufen nicht. Und sie kotzen mir den Bus nicht voll, darüber bin ich echt froh.

SPRECHERIN:
Bei Wolfgang Rothes Whisky-Pilgerreise geht es eben vor allem um mehr als Alkohol. Er setzt auf Spiritualität und Spirit. Und das scheint zu funktionieren. Der Termin für die nächste Pilgerreise steht bereits fest.

Was passt wo?

Eine Gemeinschaft von Menschen, die an einem Ort zusammen ihren Glauben leben, ist eine medium.

Den Gottesdienst in einer christlichen Kirche leitet normalerweise der medium.

Der medium führt die Landeskirche, hat also ein sehr hohes Amt innerhalb der Kirche.

Eine Reise zu einem wichtigen religiösen Ort ist eine medium.

Eine Frau, die an einen religiösen Ort reist, ist eine medium.

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