Manuskript

Weniger Plastikmüll dank PET-Flaschen

Plastikflaschen sind weltweit ein großes Umweltproblem: Sowohl die Herstellung als auch der Müll schaden der Natur. Dabei gibt es inzwischen gute Recycling-Systeme. In Deutschland zum Beispiel werden viele leere Getränkeflaschen aus dem Kunststoff PET in den Supermärkten abgegeben. Dafür erhalten die Kunden Geld zurück – und aus dem alten Material entstehen neue Flaschen. Hierbei arbeiten Firmen mit modernster Technik.

SPRECHER:
Weltweit wachsende Müllberge: Plastik ist besonders schädlich, denn es kann nur schlecht abgebaut werden in der Natur. Pro Minute kaufen die Menschen weltweit eine Million Getränkeflaschen aus Plastik! Bereits die Produktion von nur einer Flasche benötigt einen Viertelliter Mineralöl. Aber es gibt eine Erfolgsstory: die PET-Flasche. Aus alten PET-Flaschen kann man Granulat gewinnen, und daraus entstehen dann wieder bis zu 100 Prozent neue Flaschen für die Getränkeindustrie. Wie machen die das? Eine Recyclingfirma in Deutschland: 400 Ballen gepresste Altflaschen kommen jeden Tag an. Ein Ballen wiegt circa 250 Kilo und besteht aus rund 10.000 Flaschen, aber die sind nicht umsonst.

ALEXANDER RIMMER (Geschäftsführer RCS Rohstoffverwertung):
Da es sich um einen hochwertigen Rohstoff handelt, müssen wir für die Ballen Geld bezahlen. Man kann sich’s so vorstellen: ungefähr circa 300-500 Euro pro Tonne.

SPRECHER:
Erst einmal werden die Ballen aufgelöst und die Flaschen auf Förderbändern sortiert. Das Plastik, das hier ankommt, ist reines PET. Das hat einen Grund.

ALEXANDER RIMMER:
Also, in Deutschland bezahlt der Verbraucher, wenn er die Flasche im Einzelhandel kauft, ein Pfand, beispielsweise bei Einwegflaschen die 25 Cent. Wenn er das Material wieder zurückführt, bekommt er für das Zurückführen sein Pfand ja wieder zurück. Und somit haben wir in Deutschland bei der Rücknahme von unserem Pfandsystem klar definierte Qualitäten.

SPRECHER:
Im Supermarkt stehen Rücknahmeautomaten. Alte Flasche rein, dafür gibt es einen Gutschein für 25 Cent – so viel wert wie ein Ei. Die Deutschen sind Weltmeister beim PET-Flaschensammeln. Recyclingquote: über 97 Prozent. In vielen anderen Ländern gibt es keine Pfandsysteme oder -automaten, deshalb ist dort die Recyclingquote viel niedriger. Zu Beginn wird sortiert, nicht nur nach Farbe, auch nach Material. Alles, was nicht PET ist, erkennt die Anlage, wird aussortiert und ebenfalls recycelt, zum Beispiel Flaschenetiketten und Sammelsäcke. Danach werden die Flaschen zerschreddert und bei 80 Grad gewaschen, also gereinigt. Polyethylenterephthalat ist die chemische Bezeichnung für den Polyester-Kunststoff. Hier entstehen solche PET-Flakes. Anschließend müssen die PET-Flakes von letzten Verunreinigungen befreit werden. Damit das effektiv funktioniert, muss diese Maschine riesige Mengen gehäckselte Flaschenteile scannen. Pro Sekunde trifft darin ein Laser eine Million Mal auf die Flakes. Die Sensortechnik erkennt verunreinigte Teilchen, die von der Maschine aussortiert werden. Der Maschinenbauer Unisensor in Süddeutschland: Ihr Vater, ein Professor für Optoelektronik und Sensorik, hat den Prototypen entwickelt.

STEFANIE KRIEG (Geschäftsführerin Unisensor):
Ja, in dieser Sektion kommen die Flakes hier die Kanäle runter, treffen auf diesem Niveau auf den Laser. Der Laser trifft das Flake, das Flake nimmt die Energie auf, gibt es selbst in Form von Strahlung wieder ab, die in die Maschine zurückgeht und dort in einem Spektrometer ausgewertet wird.

SPRECHER:
Über 100 solcher Sortiersysteme haben sie schon verkauft, und es werden wohl bald noch mehr. Denn die Europäische Union will, dass der Anteil von recyceltem PET in neuen Plastikprodukten zunimmt, nicht nur bei Flaschen, auch beispielsweise bei Joghurtbechern.

STEFANIE KRIEG:
Ja gut, wir haben zum Beispiel in der EU für 2025 eine Recyclingquote von 25 Prozent, die erreicht werden soll, und 2030 von 30 Prozent. Und das merkt man auch, dass eben insbesondere so seit 2019, Ende 2019, die Nachfrage noch mal deutlich gestiegen ist.

SPRECHER:
Beim Recycler werden die vorsortierten PET-Flakes unter Druck bei 280 Grad geschmolzen. Daraus entsteht dieses Granulat. Das verkaufen sie weiter, und daraus können wieder neue Flaschen entstehen, die wiederum mehrfach recycelt werden können. Wäre das nicht ein Beispiel auch für andere Verpackungen, abseits der Flasche?

ALEXANDER RIMMER:
Wichtig ist, dass wir ein Rücknahmesystem haben, wo wir reine Kunststoffe wieder zurückerhalten. Deswegen: Selbstverständlich kann man das einsetzen, auch in andere Verpackungswege.

SPRECHER:
In solchen „Big Bags“ wird das Granulat an die Flaschenhersteller geliefert. Es ist zwar etwas teurer als Neuware, aber die Industrie muss sie wiederverwerten wegen der Umweltbestimmungen. Die Recycling-Firma plant schon jetzt eine neue Anlage. Bei Flaschen funktioniert das Recycling gut. Wenn die Müllberge kleiner werden sollen, müssen zukünftig auch andere Arten von PET-Verpackungen recycelt werden.

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