Wie kleine Blasen Plastik aus dem Meer entfernen
In den Weltmeeren befinden sich unzählige kleine Plastikteilchen, die durch menschlichen Einfluss dorthin gelangten. Tiere, Pflanzen und auch Menschen leiden gesundheitlich unter den Fremdkörpern. Das Plastik wieder aus dem Wasser zu entfernen, ist technisch sehr schwierig. Doch ein Ingenieur könnte nun eine Lösung für das Problem gefunden haben. Seine Idee: Kleine Luftblasen ziehen unter Wasser das Plastik an und können so die Ozeane reinigen.
SPRECHER:
Die Welt hat ein Problem: Überall schwimmen in Gewässern winzige Plastikteilchen, schädlich für die Natur und eine Gefahr für den Menschen. Doch die Welt hat auch eine Lösung seit Kurzem: Das Mikroplastik wird von winzigen Bläschen an die Oberfläche transportiert und kann einfach entsorgt werden. Lässt sich ein globales Problem wirklich so einfach lösen? Und wann wäre es so weit? Er hatte die Idee dazu: Roland Damann, Ingenieur, Firmengründer, erfolgreicher Visionär – vielleicht.
ROLAND DAMANN (Ingenieur):
Mit Mikroblasen Abwasser zu reinigen, ist nicht gerade neu. Und ich habe auf einem Vortrag in London über Mikroplastik gelernt, dass Mikroplastik hydrophob ist, also Wasser im Prinzip nicht mag und sich an Luftblasen im Wasser sofort anlagern würde. Ich hab dann Jahre später, als die Idee langsam reifte, eines Abends bei mir im Arbeitszimmer meinen Staubsaugerroboter beobachtet, wie der durch das Zimmer fuhr, und da war die Idee geboren, die Anlagentechnik für das Wasser zu bauen, sodass sie freischwimmend im Wasser autonom das Wasser reinigt.
SPRECHER:
Es fing klein im Labor an. Die Herausforderung: Bläschen dünner als ein Haar zu erzeugen, damit sich möglichst viele Plastikteile anlagern. Dann wurde es größer. Ein erster Prototyp, „Duck1“ genannt, auf einem Teich – ein erster Erfolg für Team Damann. So funktioniert die Technik unter Wasser: In zwei Meter Tiefe treten Bläschen aus. Plastik und Wasser haben so gar keine Anziehungskraft füreinander, ähnlich wie Öl und Wasser. Anders ist das mit Luft, davon fühlen sich die Plastikteilchen eher angezogen. Deshalb lagern sie sich an den Bläschen an. Sie kleben förmlich an ihnen und wandern so an die Oberfläche.
ROLAND DAMANN:
Die Anlagentechnik kann überall da eingesetzt werden, wo Mikroplastik-Hotspots entstehen oder sind. Und wir haben in Vorversuchen mit Wasser aus dem Fluss Weser in Modellversuchen bereits 98 Prozent von Mikroplastik-Bestandteilen rückstandslos aus dem Wasser entfernen können, und das ohne Chemie, nur mit reiner Mikroblasen-Technologie, also nur mit Luft.
SPRECHER:
Exklusive Bilder von der ersten Anlage im großen Maßstab: an Land, aber mit der gleichen Technik. Die Bläschen leisten viel, doch noch ist der Energieaufwand groß. Weiteres Problem: Auch Kleinstlebewesen wie Plankton könnten mit den Bläschen an die Oberfläche gelangen, fehlen womöglich als Nahrung in Gewässern. Deshalb soll die Innovation punktuell eingesetzt werden, dort, wo sich viel Mikroplastik ansammelt – am besten in besonders stark belasteten Flüssen, wie etwa in Asien, bevor das Plastik die Meere erreicht und sich dort verteilt.
ROLAND DAMANN:
Wir haben noch eine ganze Menge Herausforderungen vor uns, zumal wir sehen mussten, dass die Analytik von Mikroplastik, also das Finden des Mikroplastiks in den jeweiligen Wasserfeldern, noch ein ganz, ganz großes Problem ist. Also, wir können mittlerweile die Nadel aus dem Heuhaufen entfernen, aber wir müssen die Heuhaufen finden.
SPRECHER:
2026 soll die Technik marktreif sein. Damit bis dahin das Geld nicht ausgeht, hat der deutsche Staat die Finanzierung übernommen.