Wien: Kuchen essen wie bei Oma
Im Café „Vollpension“ in Wien gibt es selbstgebackene Kuchen von Omas und Opas. Dort arbeiten mehrere Generationen von Jung bis Alt zusammen und das Café versteht sich auch als Begegnungsort der verschiedenen Generationen. Die Kuchen dort backen Rentnerinnen und Rentner nach ihren eigenen Rezepten. Aber nicht nur das: Sie geben ihre Backkunst auch in Online-Kursen weiter.
SPRECHER:
Kuchen aus Omas Küche schmeckt doch einfach am besten. Karin Hofbauer ist Rentnerin und backt nicht nur für ihre Familie. Sie verdient sich mit ihren Rezepten auch etwas zur Rente dazu.
KARIN HOFBAUER (Rentnerin und Backlehrerin):
Ich backe eigentlich irrsinnig viel. Und ja, ich hab’s gern, was zu produzieren … und natürlich, dass es gut schmeckt – und es riecht so gut!
SPRECHER:
Das wird heute ein Gugelhupf, ein Marmorkuchen.
KARIN HOFBAUER (Rentnerin und Backlehrerin):
Das muss ich jetzt unbedingt abschlecken. Das ist doch das Beste.
SPRECHER:
Im Café „Vollpension“ kommen ihre Kuchen auf den Tisch. Hier sind neben jungen Leuten auch Rentner und Rentnerinnen angestellt – ein Generationencafé. Auch Back-Oma „Frau Esther“ ist mit dabei. Insgesamt 35 Rentner und Rentnerinnen arbeiten im Wiener Café „Vollpension“. Ela Weissbacher kümmert sich hier als „Frau Ela“ in der offenen Backstube ums Kuchenbacken.
ELA WEISSBACHER (Mitarbeiterin im Café „Vollpension“):
Das ist der Trick, herzukommen, ne? Es hat mir hier schon immer gefallen. Und nachdem ich, oder wir, zu zweit zu Hause sind jetzt, könnten wir nicht alles aufessen, was ich backen würde.
SPRECHER:
Erinnerungen an den Duft und Geschmack von Omas Kuchen in der Kindheit werden hier wiederbelebt. Frau Ela hat rund 30 Backrezepte im Kopf. Die braucht sie auch, denn zwischen 20 und 30 Torten backt sie täglich im Café. Die Backöfen sind hier auf Schienen oberhalb der Arbeitsflächen montiert anstatt unterhalb. So müssen sich die älteren Damen nicht andauernd bücken und mehr Platz ist dadurch auch. Frau Anni bedient die Gäste, während Frau Ela vor Ort backt, zum Beispiel Marmorkuchen und Aprikosenschnecke.
ANNA ZWERGER (Mitarbeiterin im Café „Vollpension“):
Am meisten macht mir Spaß, dass ich unterwegs bin, mit den Leuten Kontakt habe und die Leute unterhalte – und mit den Leuten spreche und frag, welche Nationalitäten sie sind.
SPRECHER:
Auch das ist hier im Café anders: „Frau Anni“ gönnt den Gästen eine digitale Auszeit. Wer sein Handy weglegt, darf sich über eine Vergünstigung freuen. 2015 hat das Café „Vollpension“ in Wien eröffnet, nachdem es zuvor als Pop-Up-Café sehr gut angenommen wurde. Inzwischen kommen etwa 200.000 Gäste im Jahr hierher.
DAVID HALLER (Mitgründer Café „Vollpension“):
Also, die Grundidee von der „Vollpension“ war, einen Ort zu schaffen, wo Jung und Alt zusammenkommen, ja? Im urbanen Raum gibt es das nicht wirklich. Da leben eher die Generationen aneinander vorbei. Und wir wollten so ein bisschen Omas öffentliches Wohnzimmer sein und auch zeigen, dass die Generationen gut miteinander auskommen und auch sehr viel voneinander lernen können.
SPRECHER:
Die Rentnerinnen geben auch online Backkurse: zum Beispiel per Zoom. So können Back-Fans zusammen mit den Omas backen lernen.
KARIN HOFBAUER (Rentnerin und Backlehrerin):
Das war total aufregend, sich in der neuen digitalen Welt zu bewegen, ja? Also, ganz, ganz, ganz was anderes. Zoom kannte ich vorher nicht, ja? Habe ich aber gelernt und ganz einfach gemacht.
SPRECHER:
In den Kursen können Back-Fans weltweit Omas Kuchenrezepte nachbacken. Frau Karins Gugelhupf wurde selbst schon im australischen Sydney zubereitet, aber auch in der Heimat ist ihr Marmorkuchen sehr beliebt.
KARIN HOFBAUER (Rentnerin und Backlehrerin):
Es ist wirklich unglaublich, was ich jetzt eigentlich wirklich schon alles gemacht habe, ja? Also mit Sydney und die Onlinekurse zu Hause und mit Firmen Onlinekurse und so. Also, und jeder Kurs ist anders und jeder Kurs macht Spaß.
SPRECHER:
Wer aber zum Kuchen auch den leckeren Backduft genießen möchte und sich lieber persönlich verwöhnen lassen will, ist im Café „Vollpension“ in guten Händen.