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Armut im Gefängnis

Höchstens drei Euro pro Stunde bekommen Gefangene in deutschen Gefängnissen für ihre Arbeit. Resozialisierung sagen die einen, Ausbeutung die anderen. Vor allem, weil „drinnen“ und „draußen“ vieles bezahlt werden muss.


2022 leben in Deutschland ungefähr 45.000 Menschen in Gefängnissen. Die meisten von ihnen arbeiten auch dort – und verdienen dabei ein bis drei Euro pro Stunde. Diese Ausnahme vom Mindestlohn ist möglich, weil sie rechtlich nicht als Arbeitnehmer gelten. Ihre Arbeit soll der Resozialisierung dienen. Dass sie dabei auch keine Rentenansprüche erwerben können, will die Regierung jedoch ändern. Denn durch die Zeit im Gefängnis droht den Menschen häufig Altersarmut. Fachleute glauben, dass dies ein Grund für die hohe Rückfallquote ist.

Die Grundversorgung ist im Gefängnis kostenlos. Telefongespräche, Joghurt, Obst, Deo oder Shampoo gehören aber zum Beispiel nicht dazu. Einmal pro Woche können die Gefangenen auf einer Liste auswählen, was sie kaufen möchten. Die Produkte sind jedoch teurer als im Supermarkt, obwohl die Gefängnisse sie eigentlich zu marktgerechten Preisen anbieten müssten. Fast alle 160 Gefängnisse in Deutschland werden von einem einzigen Unternehmen beliefert, das damit praktisch ein Monopol hat.

Viele Menschen im Gefängnis haben außerdem finanzielle Verpflichtungen, erklärt Manuel Matzke von der Gefangenengewerkschaft: „Sie möchten Unterhalt zahlen, Schulden regulieren und Opfer entschädigen. Aber das ist für sie alles nicht machbar.“ Weitere Kosten kommen hinzu. Für ein ärztliches Gutachten, das man meist für eine vorzeitige Entlassung braucht, muss man zum Beispiel 5000 bis 6000 Euro bezahlen, so Matzke.

So werden die Schulden bei vielen immer höher. „Im Endeffekt ist Knast ein Teufelskreis, aus dem du nicht wieder herauskommst“, meint Matzke. Doch jetzt sind einige Gefangene vor Gericht gegangen: Sie wollen eine Bezahlung, die sich am Mindestlohn orientiert, und faire Preise für die Lebensmittel im Gefängnis.

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