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Bevölkerungsschutz: Wie sinnvoll sind Bunker?

Wie gut ist die Bevölkerung in Deutschland vor Kriegen geschützt? Die Städte fordern den Bau von neuen Bunkern, doch nicht jeder findet das sinnvoll. Sollte man sich nicht eher vor Naturkatastrophen schützen? 


Die Firma BSSD Defence in Berlin baut Schutzräume – kleinere für 20.000 Euro, aber auch große Bunker für fast 200.000 Euro. „Es gibt regen Bedarf und reges Interesse“, sagt der technische Leiter Mario Piejde. Erst kam die COVID-19-Pandemie, dann der russische Angriff auf die Ukraine. „Die Leute […] sagen nun: Ok, jetzt brauchen wir einen Schutzraum.“

Auch die Politik beschäftigt sich mit dem Thema. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund möchte, dass die Bundesregierung 2.000 Bunker aus der Zeit des Kalten Krieges wieder fit macht. Im Moment sind nur noch 579 als öffentliche Schutzräume ausgewiesen, doch auch sie sind nicht mehr funktionsfähig. Der Platz reicht außerdem nur für 0,56 Prozent der Bevölkerung aus. Für den Schutz der gesamten Bevölkerung wären 210.100 neue Bunker nötig.

Hans-Walter Borries vom Institut für Wirtschafts- und Sicherheitsstudien FIRMITAS glaubt nicht, dass Bunker im Kriegsfall für Sicherheit sorgen können. Russische Raketen können in zwei bis fünf Minuten praktisch jede europäische Stadt erreichen, sagt er. „Es ist nicht mehr wie im Zweiten Weltkrieg.“ Damals hatten Menschen 15 bis 20 Minuten Zeit, einen Bunker aufzusuchen. Heute kann man die Bevölkerung nicht mehr rechtzeitig warnen. Die Bundesregierung will den Menschen deshalb empfehlen, Schutzräume in ihren Kellern zu bauen.

Doch die Zerstörungskraft heutiger Atomwaffen ist so groß, dass man Bunker Tausende von Metern tief in die Erde bauen müsste, um sicher zu sein. Deswegen rät Borries eher dazu, in den „normalen“ Schutz der Bevölkerung zu investieren – zum Beispiel in Warnsysteme für Naturkatastrophen und eine bessere Ausbildung für Hilfsorganisationen. „All das wäre sinnvoller, als sich diese Endzeitszenarien auszumalen, in denen man im Grunde sowieso nichts machen kann“, sagt er.

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