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Bürokratie behindert geflüchtete Ärzte

In Deutschland gibt es bald zu wenige Ärztinnen und Ärzte. Fachkräfte aus Syrien und der Ukraine könnten dabei helfen, den Mangel zu beheben. Aber die deutsche Bürokratie macht es ihnen oft schwer.


Deutschland steht vor einem massiven Ärztemangel: 50.000 Medizinerinnen und Mediziner werden in den nächsten Jahren fehlen, so Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Dabei leben in Deutschland viele geflüchtete Ärztinnen und Ärzte mit den nötigen Qualifikationen – zum Beispiel aus der Ukraine oder aus Syrien. Mit ihrer Hilfe könnte sich die Situation verbessern. Doch nur wenige von ihnen dürfen bisher in Deutschland in ihrem Beruf tätig sein.

Wer in Deutschland als Ärztin oder Arzt arbeiten will, braucht in der Regel eine staatliche Approbation. Ausländerinnen und Ausländer müssen sich dafür ihren Studienabschluss anerkennen lassen. Recherchen der Tageszeitung „Die Welt“ zeigen: Von über 1600 Ärztinnen und Ärzten, die seit 2022 aus der Ukraine geflüchtet sind, bekamen bisher nur 187 eine Approbation. Das liegt an der deutschen Bürokratie, die inzwischen viel komplizierter ist als noch vor einigen Jahren.

Oleksii Ukrainskyi hat 2016 seinen ukrainischen Medizinabschluss in Deutschland anerkennen lassen. „Damals musste ich nur mein Diplom übersetzen lassen“, erzählt er. Mittlerweile ist eine Anerkennung jedoch viel schwieriger: „Jetzt müssen sie [die ausländischen Ärztinnen und Ärzte] diese langen Dokumente vorlegen, in denen jeder Aspekt ihrer Ausbildung detailliert beschrieben ist.“ Das ist aber oft gar nicht möglich – weil die Universität mitten im Kriegsgebiet liegt.

Außerdem kostet das Beschaffen und Übersetzen der Unterlagen viel Geld und Zeit. „Für Menschen, deren Häuser zerstört wurden, die nichts haben, vielleicht einen Koffer, kann das eine unüberwindbare Hürde sein“, so Ukrainskyi. Und die Anerkennung der Dokumente kann Jahre dauern, da die zuständige Behörde überlastet ist. Eine Berufserlaubnis gibt es oft nur für zwei Jahre, erklärt Hans-Jörg Freese von der Ärztegewerkschaft Marburger Bund. Wird der nächste Antrag zu spät bearbeitet, droht den Betroffenen die Arbeitslosigkeit – „selbst wenn ihr Arbeitgeber sie unbedingt behalten will.“ Die Gewerkschaft fordert daher weniger Bürokratie und mehr Personal für die Anerkennung medizinischer Qualifikationen.

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