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Das Gendersternchen: Bürger oder Bürger*innen?

Das Gendersternchen * ist umstritten: Es macht die Sprache komplizierter, sagen die einen. Es ist wichtig, um Menschen aller Geschlechter einzuschließen, sagen die anderen. Doch worum geht es in der Diskussion genau?

Das Sternchen * kommt eigentlich aus der Computersprache und bedeutet so viel wie „alles Mögliche“. Im Deutschen soll es die Sprache geschlechtsneutraler machen. Mit dem englischen Wort für „Geschlecht“ wird es zu „Gendersternchen“. Doch das kleine Zeichen ist umstritten.

Im Deutschen gibt es für viele Personenbezeichnungen eine männliche und eine weibliche Form, zum Beispiel Bürger und Bürgerin. Menschen, die sich keinem der beiden Geschlechter zugehörig fühlen, können sich davon ausgeschlossen fühlen. Die Form Bürger*in dagegen schließt alle Menschen ein – so auch nicht-binäre Menschen wie Julien Grub: „Ich bin damit auch sprachlich angesprochen. Es gibt in dieser Schreibweise Raum, mit dem ich mich im Grunde verbunden fühlen kann.“

Kritik gibt es auch daran, dass im Plural häufig nur die männliche Form verwendet wird. Man spricht zum Beispiel von Bürgern und Politikern, meint damit aber auch Frauen und nicht-binäre Personen. Dabei hat die Sprache Auswirkungen auf das Denken: Wenn Berufsbezeichnungen wie Ingenieur oder Architekt nur in der männlichen Form genannt werden, kann sich „ein gewisses Geschlechter-Denken bei Schüler*innen festsetzen und möglicherweise in der späteren Berufswahl eine Rolle spielen“, so Grub. Studien belegen das.

Trotzdem sind laut einer Befragung über 60 Prozent der Deutschen gegen das Sternchen. Ein Argument ist, dass die Sprache damit komplizierter wird. Autorin Doris Mendlewitsch findet: „Das Gendersternchen lädt die Texte unglaublich auf mit Wörtern und Zeichen, die nichts mit dem Inhalt zu tun haben und ihn teilweise sogar verdecken.“ Julien Grub sieht das anders: „Je weiter meine sprachliche Auffassung ist, desto umfangreicher kann ich die Welt, aber auch andere Menschen verstehen. Das ist einfach wichtig.“

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