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Der Chefankläger der Nürnberger Prozesse

Dank der Arbeit des Juristen Benjamin Ferencz wurden bei den Nürnberger Prozessen vor 75 Jahren viele Nazi-Verbrecher verurteilt. Er fand seine Beweise in Archiven und Konzentrationslagern.

Am 8. Mai 1945 war der Zweite Weltkrieg in Europa vorbei, Hitler und seine Nationalsozialisten waren besiegt. Als sie an der Macht waren, ermordeten sie Millionen von unschuldigen Menschen in Konzentrationslagern. Die  Hauptkriegsverbrecher wurden am 20. November 1945 in Nürnberg vor Gericht gestellt, es folgten weitere Prozesse. Dass sie überhaupt stattfinden konnten, liegt auch an Benjamin Ferencz, der heute 100 Jahre alt ist und sich noch gut an damals erinnert.

Ferencz kämpfte als junger US-Soldat gegen die Nazis. Er besuchte auch die befreiten Konzentrationslager – und was er dort sah, war schlimmer als alles, was er sich hätte vorstellen können. „Ich war da, als die Leichen noch auf dem Boden lagen,…, um in den Krematorien verbrannt zu werden“, erzählt er. „Ich wollte diese Mistkerle nicht davonkommen lassen.“   

Die Amerikaner brauchten Beweise für die beispiellosen Kriegsverbrechen der Nazis. Als studierter Jurist war Ferencz der richtige Mann zur richtigen Zeit. Er durchsuchte mit seinen Leuten die Archive und Lager der Nazis. „Wichtig war, Beweise zu sichern, die Listen der Häftlinge, die Namen der Lagerleitung und der Verantwortlichen…“, so Ferencz. Und er leistete gute Arbeit: Mit gerade mal 27 Jahren wurde Ferencz US-Chefankläger.

1947 stellte er 24 Männer vor Gericht, die für den Tod von mehr als einer Million Menschen verantwortlich waren. Nur vier von ihnen wurden zum Tode verurteilt, die anderen kamen nur kurz ins Gefängnis. Ferencz wusste, dass die Urteile in keinem Verhältnis zur Zahl der Opfer standen: „In so einer Situation wird es nie Gerechtigkeit geben.“ Trotzdem wollte er wenigstens einige Verantwortliche zur Rechenschaft ziehen. Dass Kriegsverbrechen bestraft wurden, dafür sollte er sein Leben lang kämpfen.

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