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Der Döner – eine türkisch-deutsche Erfolgsgeschichte 

Döner Kebab? Klar, das ist ein türkisches Gericht! Oder doch nicht? Richtig ist, dass die Art, wie das Fleisch am Spieß gegrillt wird, aus der Türkei stammt. Trotzdem wird Döner in Deutschland anders gegessen als in der Türkei. Die Idee, ein Stück Brot mit Dönerfleisch, Salat und Soße zu füllen, ist offenbar erst in Deutschland entstanden.

SPRECHER:
Döner Kebab – Grillfleisch vom Spieß im Fladenbrot mit einer Salatmischung und Soße. Ein beliebter Imbiss auf der ganzen Welt, vor allem in Deutschland.

FRAU 1:
Also, es ist viel drin, sehr vielfältig und sehr saftig!
 

FRAU 2:
Hat alles einfach!
 

FRAU 3:
Also, in der Türkei gibt es das nur auf einem Teller, aber nicht in dem Döner Kebab. Das hat ein Berliner erfunden.
 

SPRECHER:
Fest steht: „Döner Kebab“ ist türkisch für „sich drehendes Grillfleisch“. Spurensuche in Istanbul: In der türkischen Metropole wird der Döner meist so serviert. Hier ist Döner Kebab, anders als in Deutschland, kein günstiger Imbiss. Der norwegische Foodblogger Vidar Bergum lebt seit 2015 hier und befasst sich schon länger mit der Geschichte des traditionellen Dönertellers.
 

VIDAR BERGUM (Foodblogger):
Döner Kebab war klassischerweise ein Gericht, das man im Sitzen isst. So, wie es gerade vor mir steht, auf Reis mit etwas gegrilltem Gemüse. Der Döner Kebab hat seinen Ursprung vor einigen Jahrhunderten als gegrilltes Fleisch am Spieß und tauchte an verschiedenen Orten in der Türkei auf.

SPRECHER:
In der Türkei ist das Fleisch der Hauptdarsteller beim Döner. Weder Soße noch Salat sollen seinen Geschmack verfälschen. Grillmeister İdris Başak betrachtet die deutsche Art der Zubereitung skeptisch.
 

İDRİS BAŞAK (Dönerverkäufer):
Rotkohl? Für uns ist das seltsam. Rotes Fleisch passt nicht zu Rotkohl. Kartoffeln, Tomaten, Zwiebeln und Paprika passen viel besser zu einem Döner Kebab im Brot. Wir haben noch nie Rotkohl verwendet.
 

SPRECHER:
Das hochwertige Fleisch vom Kalb und Lamm wird aber auch in der Türkei nicht nur auf dem Teller serviert.
 

VIDAR BERGUM:
Döner Kebab gibt es auch hier als Fast Food zum Mitnehmen – allerdings nicht genauso wie in Deutschland. Irgendjemand hat die Art von Döner erfunden, die so allgegenwärtig in der westlichen Welt geworden ist, und zwar in Brot gefüllt, mit vielen verschiedenen Salaten und Soßen. Das wurde in Deutschland erfunden.
 

SPRECHER:
Womöglich von Nevzat Salim: Er servierte den vielleicht ersten Döner Deutschlands 1969 bei einem Straßenfest in der süddeutschen Stadt Reutlingen.
 

NEVZAT SALIM (Dönerverkäufer):
Der Stand war hier. Ich weiß ... ich erinnere mich auch, da sind auch viele Leute ... sind gestanden hier. Hier haben wir auch geschnitten, ja? Ich bin sicher, dass ich der Erste bin, der Döner nach Deutschland gebracht hat. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich auch damals vor 50 Jahren den Döner patentiert [patentieren lassen]. Sie haben uns gefragt: Ja, was ist das? Sie haben gedacht, wir schneiden Leberkäse oder so, gell? Ich bin sehr stolz, dass ich ein Stück auch dabei bin, bei dieser Dönergeschichte!
 

SPRECHER:
So hat er damals den Dönerspieß geschichtet, aus Rind- und Lammfleisch. Das Fleisch schneidet er immer mit dem Messer. Fladenbrot gab es damals nicht in Reutlingen, daher füllte er einfach schwäbische Brötchen mit Joghurt, Fleisch, Petersilien-Zwiebeln, Tomate – fertig war der wohl erste Döner Deutschlands! Doch auch Berlin gilt als Geburtsort. Der bereits verstorbene Kadir Nurman soll in einer Imbissbude am Bahnhof Zoo Anfang der 70er-Jahre den Döner deutscher Art erfunden haben. Mehr als 1000 Dönerbuden gibt es heute in der deutschen Hauptstadt, von einfach bis edel. Im Zentrum Berlins entwickelt Deniz Buchholz immer neue Döner-Varianten – zum Beispiel mit Mango und anderen ungewöhnlichen Zutaten.
 

DENIZ BUCHHOLZ (möchte den Döner neu erfinden):
Ich glaub eher, es ist ein deutsch-türkisches Gericht. Es ist auch ein Zeichen der multikulturellen Freundschaft. Also, wir fangen halt beim anatolischen İskender-Kebab an, bis hin zum gentrifizierten Berlin-Mitte-Döner mit Trüffel und Spargel dazu – bisschen fancy, bisschen versaut, aber trotzdem halt auch was Gutes für die Seele!
 

SPRECHER:
Döner Kebab – eine türkisch-deutsche Erfolgsgeschichte!

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