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Der Massentourismus und seine Folgen

„Touristen geht nach Hause“ ist in vielen beliebten Urlaubsregionen auf Schildern von Demonstrierenden zu lesen. Denn von der Einnahmequelle Tourismus profitieren die Menschen vor Ort oft am wenigsten.

Venedig, Barcelona, Palma de Mallorca: In vielen europäischen Städten wird gegen Massentourismus protestiert. Denn der lokalen Bevölkerung bringt er vor allem Nachteile: Mieten, Restaurant- und Immobilienpreise steigen, die Löhne aber bleiben niedrig. In Italien etwa gibt es keinen Mindestlohn, in Portugal liegt er bei 4,85 Euro.

Das führt zu Verdrängung: So leben in der Altstadt von Venedig nur noch etwa 49.000 Menschen dauerhaft. Gleichzeitig besuchen jährlich etwa 20 Millionen Touristen die Stadt. Auch in Barcelona klagt die lokale Bevölkerung. Hier sind die Mieten in den letzten zehn Jahren um mehr als 60 Prozent gestiegen – bei einem Mindestlohn von 6,87 Euro. In Lissabon, Prag und Amsterdam sind die Probleme ähnlich.

Für viele dieser Städte ist der Tourismus die Einnahmequelle Nummer eins. Doch von dem Geld der Touristen profitieren vor allem die Luftfahrtindustrie, große Hotelketten, internationale Firmen und die Kreuzfahrtindustrie, sagt Paul Peeters von der niederländischen Breda Universität. Das liegt vor allem an der Art des Reisens: Kreuzfahrttouristen schlafen und essen auf dem Schiff und geben vor Ort wenig Geld aus. Dasselbe gilt für Pauschalreisende, die Flug, Hotel und Verpflegung über einen Anbieter buchen. Gleichzeitig aber verbrauchen sie Wasser und verschmutzen die Luft.

Erste politische Ansätze zur Lösung des Problems gibt es schon. In Amsterdam dürfen zum Beispiel keine neuen Hotels mehr gebaut werden. In Lissabon, Barcelona und Palma de Mallorca gibt es strengere Regeln für die touristische Vermietung von Wohnraum. Und in Venedig dürfen Kreuzfahrtschiffe seit 2021 nicht mehr mitten in der Stadt anlegen. Doch im Allgemeinen setzt die Tourismusindustrie noch immer auf Wachstum. Um die Zahl der Touristen zu beschränken, braucht es daher Abkommen mit Fluggesellschaften, Flughäfen und Häfen, sagt Paul Peeters. Außerdem müssen ökologische und soziale Faktoren bei der Tourismusplanung stärker mitgedacht werden, so der Wissenschaftler.

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