Deutschland hofft auf Joe Biden
Die Mehrheit der Deutschen hofft, dass Joe Biden die US-Wahl gewinnt. Denn nach vier Jahren Donald Trump ist die deutsch-amerikanische Freundschaft schwer beschädigt. Aber könnte Biden sie reparieren?
Der Tiefpunkt der transatlantischen Beziehungen unter Donald Trump? Peter Beyer muss nicht lange nachdenken: der August 2018, als Trump die Europäer als Feinde bezeichnete. Der Transatlantikkoordinator der Bundesregierung bedauert sehr, dass sich der Kommunikationsstil in den letzten Jahren stark verändert hat. „Wir waren es eigentlich gewohnt, dass man Dinge miteinander abspricht.“ Dass Trump plante, US-Truppen aus Deutschland abzuziehen, hat man zum Beispiel aus der Zeitung erfahren, so Beyer.
Donald Trump und Angela Merkel unterscheiden sich nicht nur im Stil. Auch politisch gibt es große Unterschiede: beim Klimaschutz, beim Welthandel, in der Flüchtlingspolitik und in der Corona-Krise. Kein Wunder, dass laut Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Civey nur etwa 13 Prozent der Deutschen für eine zweite Amtszeit Trumps sind.
„Jeder vernünftige Mensch hofft auf einen Sieg Bidens am 3. November“, sagt Johannes Kindler, früherer Regierungsberater im Bundeskanzleramt. Er hat Angst, dass die transatlantischen Beziehungen auch langfristig beschädigt sind. Unter Präsident Biden wäre die Kommunikation zwischen Washington und Berlin sicher wieder besser, meint er. Doch auch Biden würde Forderungen stellen, zum Beispiel in Bezug auf die deutschen Verteidigungsausgaben, die die USA seit langer Zeit als zu niedrig kritisieren.
Das glaubt auch Franziska Brantner, europapolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag. Doch bei einem Thema setzt sie voll auf Biden: beim Klimaschutz. Denn im Gegensatz zu Trump will Biden die USA bis 2050 klimaneutral machen. Die deutsch-amerikanischen Beziehungen stehen also in jedem Fall vor Herausforderungen. Viel wird jedoch davon abhängen, ob der nächste Präsident Deutschland als Feind sieht oder als Partner.