Die Geheimnisse des deutschen Weins
In Deutschland wird nicht nur Bier gebraut, sondern auch Wein angebaut. Vor allem im Südwesten Deutschlands eignet sich das Klima für die Produktion von Weiß- und Rotwein. Dort gibt es auch bestimmte Traditionen, wie man den Wein trinkt. Exportiert wird deutscher Wein vor allem in die USA, in die Niederlande, nach Großbritannien, Norwegen, Polen und China.
HANNAH HUMMEL (DW-Reporterin):
Oh, es ist so schön hier in Frankreich … ich meine Italien …
SPRECHERIN:
Hannah, du bist in Deutschland!
HANNAH HUMMEL:
Was, Deutschland? Richtig! Deutschland ist zwar als Bier-Land bekannt, aber es ist auch ein Land des Weins. Denn hier werden einige der besten Weine der Welt hergestellt. Ich beweise es euch: Hier kommt alles, was ihr über deutschen Wein wissen müsst.
Vorab: Ich dachte früher, dass deutscher Wein nicht so toll ist. Ich komme aus Schottland, wo es meistens sehr süßen deutschen Wein gab, der nicht sehr hochwertig war. Aber mein Freund kommt aus einer deutschen Weinregion, und der Wein dort ist wirklich super. Jetzt bin ich Fan!
Der bekannteste deutsche Wein ist der Riesling. Denn das Klima und der Boden sind hier perfekt für ihn geeignet. Generell ist Deutschland eher für Weißwein als für Rotwein bekannt und ist international führend in der Produktion von Riesling und Weißburgunder. In Portugal wird am meisten Wein pro Kopf getrunken, aber Deutschland liegt auf Platz sechs. Deutsche trinken circa 20 Liter Wein pro Jahr, weniger als Bier – na gut.
Die deutschen Weingebiete sind in der Mitte und im Süden des Landes zu finden. In 13 Weinregionen mit mehr als 15.000 Weingütern wird hier traditionell Wein angebaut.
Die wichtigsten Exportländer für deutschen Wein sind die USA, Norwegen, Niederlande, Großbritannien, Polen und China. Sie lieben vor allem den Riesling. Jetzt schaue ich mir mal an, wie Deutsche ihren Wein trinken und welche regionalen Unterschiede es gibt. Matthias Meierer ist Winzer in der Weinregion an der Mosel und ist damit sehr vertraut.
MATTHIAS MEIERER (Winzer):
Also, ich zeig es dir: Das ist der einfachste Weg. Das ist das traditionelle Pfalz-Glas für Schoppen oder Schorle. Und Schorle heißt, man mischt Wasser mit Wein, aber mit viel mehr Wein. Also, sagen wir: eine Handbreit. Das geht so. Und dann noch eine Handbreit Wasser, aber die Hand andersherum. So wäre es ein erfrischender Drink für ein Weinfest in der Pfalz. Wenn man sich etwas weiter entfernt von den Weinregionen, findet man auch Apfelwein. Hier haben wir einen mit Kohlensäure, aber er kann auch still sein. Manche mischen ihn zum Beispiel mit Cola. Nummer drei wäre ein normaler Wein. Man nimmt ein Weinglas, einen Schluck Wasser und dann Wein – meiner Meinung nach die beste Art, Wein zu trinken.
HANNAH HUMMEL:
Es ist Vokabel-Zeit: Mit diesen deutschen Wörtern klingt ihr wie Experten! Weintrauben: die Frucht, aus der man Wein macht.
Jahrgang: In dem Jahr wurden die Weintrauben geerntet.
Edles Tröpfchen: Das ist Umgangssprache, um zu sagen, dass der Wein gut ist.
Alles, was ihr jetzt noch über deutschen Wein wissen müsst, erklärt Ulrike Boor. Sie führt das Weingut ihrer Familie. Die Winzerin aus der Moselregion weiß genau, was die Weinkultur in Deutschland so besonders macht.
ULRIKE BOOR (Winzerin):
In unserer Region ist es typisch, dass es kleine Familienbetriebe gibt und die Weingüter in kleinen Dörfern liegen. Außerhalb sind dann nur die Weinberge. In Frankreich ist das anders: Da hat man das Château in der Mitte und die Weinfelder drum herum.
HANNAH HUMMEL:
Ich bin in Großbritannien aufgewachsen und hatte dort immer das Gefühl, dass Riesling sehr süß ist. Aber in Deutschland ist das nicht so. Warum?
ULRIKE BOOR:
Wir lieben Riesling. Früher haben wir mehr süßen Wein produziert, weil in Deutschland vor rund 30 Jahren der Wein nach dem Essen getrunken wurde. Bier trank man währenddessen und dann saß man zusammen und trank ein Glas Wein. Und dazu passt ein etwas lieblicherer Wein, der dann auch häufiger exportiert wurde. Aber das hat sich geändert. Jetzt haben wir mehr trockenen und halbtrockenen Riesling.
HANNAH HUMMEL:
Ich hoffe, ich konnte euch überzeugen, dass deutscher Wein völlig unterschätzt wird. Klar, deutsches Bier ist toll, aber der deutsche Wein verdient mehr Anerkennung. Einige der besten Weine, die ich bisher getrunken habe, kamen aus Deutschland. Und die schönen Weinregionen hier sind auf jeden Fall einen Besuch wert. Prost!