Manuskript

Die Kinder des IS

Der sogenannte „Islamische Staat“ hat sein Gebiet fast völlig verloren. Doch seine Ideologie lebt weiter. Besonders Kinder, die beim IS herangewachsen sind, wurden beeinflusst – und könnten eine Gefahr werden.

Die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) ist in Syrien und im Irak militärisch weitgehend vernichtet. Die Dschihadisten haben 98 Prozent ihres Gebiets verloren. Trotzdem ist der IS noch nicht besiegt. Denn seine Ideologie lebt weiter. Immer noch schließen sich ihm Freiwillige an. Und nicht nur neue IS-Kämpfer machen den Sicherheitsbehörden Sorgen, sondern auch die Nachkommen der Dschihadisten.

Viele Kinder haben bis zu drei Jahre lang beim IS gelebt – vor allem für kleine Kinder ist das eine lange Zeit. Sie haben viel Gewalt und Brutalität miterlebt. Statt Lesen und Schreiben lernten sie, wie man Waffen benutzt. Und auch wenn sie nicht an der Waffe ausgebildet wurden, leiden sie trotzdem unter den Erinnerungen. „Es ist gut möglich, dass da eine verlorene Generation heranwächst“, sagt Nadim Houry von Human Rights Watch.

Das Problem der verlorenen Generation kann auch Europa erreichen. Hunderte Kinder von europäischen IS-Kämpfern wurden von ihren Eltern nach Syrien und in den Irak mitgenommen oder dort geboren. Wie europäische Staaten mit diesen Kindern umgehen wollen, ist in jedem Land anders. Belgien will Kinder unter zehn Jahren automatisch einreisen lassen. Voraussetzung ist ein Beweis, dass sie tatsächlich Kinder belgischer IS-Kämpfer sind.

Auch Deutschland will die Kinder deutscher IS-Kämpfer zurückholen. Dabei wird auch vor den möglichen Risiken gewarnt. „Wir sehen die Gefahr, dass Kinder von Dschihadisten islamistisch sozialisiert aus den Kampfgebieten nach Deutschland zurückkehren. Damit könnte auch hier eine neue Dschihadisten-Generation herangezogen werden“, erklärte Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen. Wie das Problem gelöst werden soll, ist noch offen. Erst wenn es in Deutschland eine neue Regierung gibt, können Maßnahmen ergriffen werden.