Manuskript

Die Zukunft des deutschen Waldes

Kaputte Kronen, sterbende Bäume: Der deutsche Wald leidet unter Hitze und Dürre. Gleichzeitig soll er möglichst viel Holz liefern. Das passt nicht zusammen, sagen Experten, und fordern eine neue Förderungspolitik.

Ein Kolkrabe ruft, als Peter Wohlleben in seinen Wald geht. Der Förster freut sich über die Begrüßung, denn noch vor 20 Jahren waren Kolkraben in der Gegend ausgestorben. Die Rettung des Waldes hat sich Wohlleben zur Lebensaufgabe gemacht. Berühmt geworden ist er vor allem durch sein Buch „Das geheime Leben der Bäume“, das viele Menschen für das Funktionieren eines gesunden Waldes sensibilisiert hat – und für die aktuellen Probleme der deutschen Waldlandschaften.

Denn dem deutschen Wald geht es schlecht. Immer mehr Bäume sterben, 80 Prozent haben bereits einen Kronenschaden. „Wir sind jetzt in der größten Dürre der letzten 100 Jahre. Ich schätze, dass wir in den nächsten zehn Jahren die Hälfe der Waldfläche in Deutschland verlieren“, meint Wohlleben. Ein großes Problem ist die Art der Holzernte: „Die Forstindustrie arbeitet da ähnlich wie die Erdölindustrie, nur der Profit der nächsten zehn, 20 Jahre zählt“, kritisiert er.

Der Förster ist dafür, 20 Prozent des Waldes komplett zu schützen und in den anderen 80 Prozent Bäume zu pflanzen, die aus der Region kommen. Solch ein Wald kann zehn Grad kühler sein als die freie Landschaft, erzählt er und findet, dass Förster für diese Art von Kühlung Fördergelder bekommen sollten. Das Geld wäre da, denn das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft will in den nächsten fünf Jahren 900 Millionen Euro für ein klimaangepasstes Waldmanagement ausgeben.

Auch Christian Ammer, Professor für Waldbau und Waldökologie an der Universität Göttingen, fordert eine neue Förderungspolitik. Denn der Wald ist auch wichtig, weil er CO2 speichert. Doch für die Menge CO2, die in Deutschland jährlich produziert wird, bräuchte das Land achtmal so viel Wald, meint er. „Ohne Verzicht wird es deshalb nicht gehen. Wir müssen unser Mobilitäts- und Konsumverhalten ganz grundsätzlich umstellen, wenn wir das Fortschreiten des Klimawandels aufhalten wollen."