Dringend gesucht: Schiedsrichter im Fußball
Gewalt im Fußball erleben nicht nur Fans und Spieler. Auch Schiedsrichter werden auf dem Platz und im Internet bedroht und beleidigt. Das führt dazu, dass nur noch wenige Menschen diese Aufgabe übernehmen wollen.
Alles begann mit einem Elfmeter, den Felix Zwayer 2021 in einem Fußballspiel von Borussia Dortmund und Bayern München nicht gab. Die Entscheidung des Schiedsrichters sorgte zuerst nur für wütende Diskussionen. Dann aber schickten Unbekannte Zwayer Hass-Mails, schließlich kam es sogar zu Morddrohungen im Internet.
Zwayer ist kein Einzelfall. Immer wieder werden Unparteiische von Fans angegriffen. Deshalb wollen nur noch wenige Menschen diese Aufgabe übernehmen. Zwayer erzählt: „Als ich 1994 anfing, hatten wir rund 80.000 Schiedsrichter in Deutschland.“ Heute sind es nur noch halb so viele, sagt er. Für Zwayer ist klar: Auf einen Job, in dem man sich jede Woche mit Anfeindungen in den sozialen Medien herumschlagen muss, haben vor allem junge Menschen keine Lust.
Das merkt man im Amateursport. Hier gibt es inzwischen so große Nachwuchsprobleme, dass vielleicht schon bald Spiele ohne Schiedsrichter stattfinden müssen. „Im Zweifel sind die Schiedsrichter schuld“, beschreibt Lutz Michael Fröhlich die Stimmung. Der frühere Schiedsrichter wünscht sich mehr Wertschätzung für seine Kollegen in der Bundesliga. Denn: „Was wir sonntags in der Kreisliga oder bei der Jugend sehen, ist oft ein Spiegelbild dessen, was in der Bundesliga passiert“, findet Fröhlich.
Deshalb glaubt er, dass mehr öffentliches Lob von Spielern und Trainern die Situation verbessern kann. In anderen Ländern versucht man bereits, etwas gegen die Anfeindungen in den sozialen Medien zu tun. So gibt es zum Beispiel im englischen Fußballverband eine eigene Abteilung, die Online-Missbrauch bearbeitet und für neue Gesetze kämpft. Und im australischen Fußball hat man gute Erfahrungen mit einer Software gemacht, die Hass-Kommentare automatisch entfernt.