Manuskript

Ein Pop-Konzert als Corona-Experiment

Ist es möglich Konzerte in Zeiten der Pandemie so zu organisieren, dass sie kein größeres Risiko für die Zuschauer darstellen? Tim Bendzko und 1500 Freiwillige helfen, die Antwort auf diese Frage zu finden.

Kira und Felix Stütz taten am 22. August etwas, was man in Zeiten der Pandemie eigentlich nicht macht: Sie besuchten ein großes Pop-Konzert in der Arena Leipzig. Dabei ging es aber weniger um die Musik des Sängers Tim Bendzko als um Wissenschaft. Die beiden waren nämlich die freiwilligen Versuchskaninchen in einem Experiment. Die Studie Restart-19 will das Verhalten der Menschen in Konzerthallen erforschen, damit man die Risiken bei Großveranstaltungen in Zukunft besser einschätzen kann.

Für Kira und Felix fühlte sich die Teilnahme am Experiment „sicherer an, als zum Beispiel mit dem Zug durch Deutschland zu reisen“. Kein Wunder: Bei der Veranstaltung galten sehr strenge Regeln. Jeder Teilnehmer musste 48 Stunden vor dem Konzert einen Corona-Test machen und negativ sein. Nach dem Fiebermessen erhielten die Teilnehmer eine Hochfiltermaske sowie einen Sender, der ihre Bewegungen registrierte. Außerdem bekamen sie ein Desinfektionsmittel, das mit einem Markierungsspray gemischt wurde. So kann man später sehen, welche Oberflächen die Zuschauer berührten.

Die Studie, die fast eine Million Euro kostet, stößt aber auch auf Kritik. Kritiker stört, dass sie nicht unter realen Bedingungen stattgefunden hat. Denn bei den „echten“ Konzerten, sagen sie, trinken Menschen Alkohol, tanzen und singen ohne eine Hochfiltermaske. Studienleiter Stefan Moritz von der Universität Halle ist trotzdem zufrieden mit der Qualität der Daten. Bis diese ausgewertet sind, wird es noch mehrere Wochen dauern. Die Ergebnisse sollen im September veröffentlicht werden.