Eingesperrt im eigenen Land: Frauen in Afghanistan
Seitdem die Taliban in Afghanistan wieder an der Macht sind, hat sich die Menschenrechtssituation stark verschlechtert. Besonders leiden darunter Frauen und Mädchen. Sogar öffentliches Sprechen ist ihnen jetzt verboten.
Es gibt keine Verfassung, keine freien Wahlen, keine Gerichtsprozesse; Gewalt und Unterdrückung sind an der Tagesordnung. Drei Jahre nach der Rückkehr der islamistischen Taliban hat sich Afghanistans Menschenrechtssituation stark verschlechtert. Kurz vor der Machtübernahme der Taliban im August 2021 hatten NATO-Truppen ihren Einsatz im Land nach 20 Jahren beendet. Das bedeutete auch das Ende für die bis dahin erreichten Fortschritte im Hinblick auf Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.
Besonders schlimm trifft es Mädchen und Frauen: Nach der sechsten Klasse dürfen sie nicht mehr zur Schule gehen, Zugang zum Arbeitsmarkt haben sie kaum noch. Mit einem neuen Gesetz verbieten die Taliban den Afghaninnen jetzt auch noch das Sprechen in der Öffentlichkeit. Sie dürfen sich nur noch in Begleitung männlicher Verwandter öffentlich zeigen – und auch das nur, wenn sie Körper und Gesicht vollständig verhüllen.
Aber auch afghanische Männer können nicht frei leben: Denn Homosexualität, Musik in der Öffentlichkeit oder zu kurze Bärte und Hosen sind nun ebenfalls strafbar. Die berüchtigte Sittenpolizei der Taliban kann Personen, die sich nicht an ihre Regeln halten, direkt bestrafen – und hat dadurch große Macht, so Fereshta Abbasi von der Organisation Human Rights Watch. Sie befürchtet nun das Schlimmste: „Unsere Sorge ist, dass die Taliban dieses Gesetz in der härtesten Weise umsetzen werden. Es wird für die Bürger Afghanistans keine Privatsphäre mehr geben.“
Die internationale Gemeinschaft verurteilt Afghanistan scharf. Viele Länder machen Hilfen für das Land nun davon abhängig, dass Mädchen und Frauen wieder mehr Rechte erhalten. An der Politik der Taliban hat das allerdings bisher nichts geändert. Im Gegenteil: Trotz aller Kritik ist es ihnen gelungen, zu mehreren Staaten wie Russland oder China diplomatische Beziehungen aufzunehmen.