Manuskript

Fit für den Alltag im Rollstuhl

Trainer Matthias Wagner findet: Kinder, die im Rollstuhl sitzen, wollen nicht bemitleidet werden und auch nicht alles abgenommen bekommen. Im Projekt „Rollikids“ bringt er Kindern und Jugendlichen einen selbstständigen Umgang mit ihrem Rollstuhl bei. Das braucht Zeit und ist auch mit Rückschlägen verbunden. Doch irgendwann lernt man die Königsdisziplin: mit den Vorderrädern vom Boden abheben. Das erleichtert nicht nur den Alltag, sondern sieht auch ziemlich cool aus.

SPRECHERIN:
Bordsteinkanten meistern, einen Hanghochfahren und den perfekten Wheelie stehen. Für Rosalie und Lisa mittlerweile ein Kinderspiel. Bei den Rollikids im brandenburgischen Schwedt trainieren die beiden Mädchen, wie sie Hürden im Rollstuhl sicher überwinden. Und das geht am besten im Skaterpark.

ROSALIE (Rollstuhlfahrerin):  
Eigentlich macht mir hier alles Spaß. Ja.

SPRECHERIN:
Matthias Wagner achtet ehrenamtlich darauf, dass die Kinder die Techniken richtig ausüben. Er ist selbst erst seit einem Jahr auf den Rollstuhl angewiesen. Auch er musste lernen, den Alltag mit Handicap zu meistern. Damit sei so mancher ungeübte Rollstuhlfahrer anfangs überfordert, sagt er.

MATTHIAS WAGNER (Inklusionstrainer):
Ein normaler Patient, der jetzt einen Rollstuhl bekommt, der kriegt seinen Rollstuhl übergeben vom Sanitätshaus, und dann war’s das. Aus dieser Notwendigkeit haben wir das halt gegründet und festgestellt: Es macht einfach Spaß.

SPRECHERIN:
Jede Woche treffen sich die Rollikids, um fleißig zu üben. Zum Beispiel, wie man richtig fällt – und wieder in den Rollstuhl kommt. Ein paar blaue Flecken gehören eben dazu. Und ein Rat an die Eltern, aus Angst vor Verletzungen nicht übervorsichtig zu handeln.

MATTHIAS WAGNER:
Das Wichtigste, was wir den Eltern mitgeben über die Monate, ist, Vertrauen in ihre Kinder und in die Fähigkeiten ihrer Kinder zu haben. 

JENNY LANGE (Mutter):
Man muss halt lernen, nicht gleich hinzurennen. Später nachher ist nicht jemand immer 24/7 an der Seite und sagt: Ach, komm! Nix passiert, steh auf, ich helfe dir.

SPRECHERIN:
Rosalie gehört hier zu den erfahrenen Rollstuhlfahrerinnen – und trainiert bereits für Wettkämpfe. Lisa hat vor Kurzem ihren ersten sogenannten „Wheelie“ geschafft.  Mit dem Balanceakt kann sie leichter Hindernisse überwinden.

JENNY LANGE:  
Also besser kann’s nicht gehen, wirklich. Ganz klasse. Es ist wirklich schön, sie zu beobachten, wie sie Spaß hat, ja.

SPRECHERIN:
Noch sei der Weg zur Barrierefreiheit in Deutschland lang, so Matthias Wagner. Er will Kindern die Scheu vor Beeinträchtigungen durch den Rollstuhl nehmen. Das gehört für ihn zur Inklusion.

MATTHIAS WAGNER:
Man lernt einfach, ’n Stück weit auf die Gesellschaft zuzugehen. Und im Umkehrschluss lernt die Gesellschaft, an der einen oder anderen Stelle einfach ’n bisschen mehr Rücksicht zu nehmen. Und genau in der Mitte entsteht dann Inklusion.

SPRECHERIN:
Das Motto der Rollikids: Lernen mit Spaß. Und dabei Hürden überwinden.

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