Flugreisen: CO2-Ausgleich durch Extrazahlungen?
In den Urlaub fliegen und das entstandene CO2 durch eine freiwillige Zahlung ausgleichen: Ist das sinnvoll? Kritikerinnen und Kritiker sprechen von Greenwashing, doch die Zahlungen der Reisenden steigen seit Jahren.
„Mit nur einem Klick nachhaltiger fliegen“: So wirbt die Lufthansa für einen besonders klimafreundlichen Tarif. Anbieter wie Atmosfair oder Myclimate sammeln freiwillige Extrazahlungen von Flugreisenden, um damit Klimaschutzprojekte zu fördern. Das Versprechen: Jede Tonne CO2, die durch den Flug entsteht, wird durch ein Projekt wieder gespart. Vor allem um Aufforstung und Waldschutz, erneuerbare Energien und Energie-Effizienz in Asien, Afrika und Lateinamerika geht es dabei. Zum Beispiel werden effizientere Holzöfen für nigerianische Haushalte gefördert.
Die Zahlungen steigen seit Jahren: Bei Atmosfair zwischen 2017 und 2021 von 6,5 auf 16 Millionen Euro, bei Myclimate von 10 auf über 40 Millionen. Doch die Kritik an ihnen wächst ebenfalls: „Es gibt da ganz, ganz dreistes Greenwashing im Tourismus, indem die Anreise mittels Kompensationszahlung neutral gestellt wird“, so Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Viele der Projekte sind nicht zur Kompensation der CO2-Emissionen geeignet, meint auch der WWF. Die Siegel werden von privatwirtschaftlichen Unternehmen vergeben und sind daher „nicht verlässlich“, so die DUH. Atmosfair selbst versichert, sich an internationale Standards zu halten.
Professor Wolfgang Strasdas vom Zentrum für Nachhaltigen Tourismus an der Hochschule Eberswalde meint, Reisende sollten zuerst prüfen, ob sie nicht auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel umsteigen können. Erst wenn das nicht möglich ist, kann die Kompensation sinnvoll sein – jedoch nur, wenn die Projekte hochwertig und zertifiziert sind, so Strasdas.
Resch sieht die Kompensationen grundsätzlich kritisch. Viel einfacher wäre eine Besteuerung von CO2-Emissionen: „Wir brauchen eine sichere Einpreisung der Umweltkosten“, findet er. Wer trotzdem fliegt, muss sich der Folgen für die Umwelt bewusst sein. „Da kann man sich nicht reinwaschen, indem man Geld bezahlt.“