Manuskript

Gasförderung in der Nordsee sorgt für Konflikte

Vor der Nordseeinsel Borkum wollen die Niederlande Gas fördern – auch auf deutschem Hoheitsgebiet. Manche Politiker hoffen auf billige Energie. Die Gegnerinnen und Gegner fürchten Schäden für die Umwelt.

Unter der Nordsee, in bis zu dreieinhalb Kilometern Tiefe, befinden sich etwa 50 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Der niederländische Konzern ONE-Dyas plant hier Bohrungen und den Bau einer Förderplattform. Noch 2024 könnte die Förderung beginnen. Allerdings liegt das Gasfeld teilweise auf deutschem Hoheitsgebiet. Das Land Niedersachsen hat den Niederlanden zwar die nötige Genehmigung erteilt – aber in Deutschland sorgt das Projekt für Diskussionen.

Auf Borkum haben im August 2024 rund 2000 Menschen gegen das Projekt demonstriert. Denn das Gas soll nur etwa 23 Kilometer von der Insel entfernt gefördert werden. Borkum gilt als ruhiges Urlaubsziel, wirbt mit seiner Natur und dem Wattenmeer. Mehrere Umweltgruppen wollen nun gegen das Projekt klagen. Martin Kaiser von Greenpeace erklärt: „Deutschland braucht kein neues Gas, die Bohrungen sind mit den internationalen Klimazielen nicht zu vereinbaren, und die massiven Proteste dagegen zeigen: Die Menschen wollen es nicht."

Ein Argument für das Projekt ist Deutschlands Energieversorgung, die schwierig geworden ist. Bis 2022 hatte Deutschland noch das meiste Gas aus Russland importiert. Doch nach Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine stoppte Russland seine Gaslieferungen nach Deutschland. Die neue Förderplattform könnte das Land unabhängiger von teuren Importen aus anderen Ländern machen.

Die Bundesregierung ist in der Frage unterschiedlicher Meinung: Die Grünen lehnen das Projekt ab, die anderen beiden Regierungsparteien SPD und FDP sind eher dafür. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist davon überzeugt, dass die Förderung bald beginnt: „Es gibt auf niederländischer Seite Genehmigungen. Es gibt auf deutscher Seite Genehmigungen“, sagte er in einem Interview. Die letzte Entscheidung hat in Deutschland allerdings der grüne Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Er will nun auf mögliche Gerichtsurteile zu den Klagen warten.