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Geflüchtete zwischen Belarus und der EU

Der Winter kommt, und an der Grenze zwischen Belarus und Polen sitzen Tausende Geflüchtete fest. Europa sieht die Schuld bei Diktator Lukaschenko. Auf polnischer Seite bewachen Polizei und Armee die Grenze.

Sie hoffen, über die belarussische Grenze nach Polen zu kommen – und damit in die EU. Tausende Geflüchtete sitzen bei Minusgraden und ohne Lebensmittel im Wald fest. Mindestens acht Menschen sind bereits gestorben. Die EU macht den belarussischen Diktator Lukaschenko für die Situation verantwortlich. Als Reaktion auf europäische Sanktionen gegen seine Regierung lässt er Menschen aus Ländern wie dem Irak, Syrien und Afghanistan von Minsk bis an die Grenze bringen.

Auch Youssef Attalah aus Damaskus erzählt von einer Taxifahrt an die Grenze. Sein Gesicht zeigt deutliche Spuren von Gewalt: Die Nase ist schief, die Augen blutunterlaufen. „Er hat mir ins Gesicht getreten, hier einen Knochen gebrochen“, sagt er über einen belarussischen Grenzbeamten und zeigt auf eine Stelle unter seinem Auge. „Als er mich zum ersten Mal geschlagen hat, bin ich für ein paar Minuten bewusstlos geworden. Trotzdem hat er mich noch mal getreten, hat mir mein Freund später berichtet.“

An der Grenze hat ihn der polnische Grenzschutz mehrfach zurückgeschickt, so Attalah. Menschenrechtsorganisationen und die UN kritisieren diese meist gewaltsamen Zurückweisungen als rechtswidrig, denn sie verhindern, dass die Menschen ihr Recht auf Asyl wahrnehmen können. Doch die polnische Regierung hat nun ein Gesetz beschlossen, das Zurückweisungen an der Grenze legalisieren soll.

Was genau im Grenzgebiet passiert, ist schwer zu überprüfen, denn die polnische Regierung hat eine Sperrzone eingerichtet. Polizei und Armee bewachen die Straßen, Journalisten und NGOs dürfen nicht hinein. Nur Bewohner werden durchgelassen – wie Joanna Lapinska, die den Menschen mit Wasser, Lebensmitteln und Decken hilft. „Wir brauchen medizinische und humanitäre Hilfe hier“, sagt sie. „Wir können diese Menschen doch nicht einfach in diesem Gebiet an der Grenze sich selbst überlassen."

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