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Gewalt im Sudan

Zwei Generäle und ihre Soldaten kämpfen vor allem in der Hauptstadt des afrikanischen Landes um die Macht. Viele Menschen sind bereits tot, verletzt oder auf der Flucht. Dem Sudan drohen Hunger, Chaos und Unfreiheit.


Am 15. April 2023 begannen in Sudans Hauptstadt Khartum blutige Kämpfe: Innerhalb von zwei Wochen wurden hunderte Menschen getötet und tausende verletzt. Zehntausende sind in die Nachbarländer Tschad und Ägypten geflohen. Es ist eine Flucht vor der Gewalt, aber auch vor einer drohenden Nahrungsknappheit. Lebensmittel sind in kurzer Zeit viel teurer geworden, die Wasserversorgung ist an vielen Orten zusammengebrochen. Auch Medikamente gibt es kaum noch, und den 46 Millionen Menschen im Land stehen nur noch wenige Krankenhäuser offen.

Hintergrund des Konflikts ist ein Machtkampf zwischen zwei Generälen. Die sudanesische Armee, geführt von Machthaber Abdel Fattah al-Burhan, kämpft gegen die sogenannten „Rapid Support Forces“ (RSF), eine nicht zur Armee gehörende Miliz unter Führung von al-Burhans Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo. 2021 hatten beide Männer gegen die damalige Übergangsregierung geputscht. Zur Gewalt kam es nun, weil die RSF gegen den Willen Daglos Teil der Armee werden sollte.

Das ist allerdings wohl nur eine von vielen Ursachen des Konflikts. Darüber hinaus dürfte es beiden Parteien um die Kontrolle der Bodenschätze des Landes gehen. Im Sudan gibt es mehrere Goldminen, an denen auch das Ausland interessiert ist. Ein russisches Unternehmen sucht bereits seit 2017 offiziell in den Minen nach Gold.

Wie schon ihre Vorgänger wollen beide Generäle ihre Macht sichern. Dafür „tragen sie den Kampf auf dem Rücken der Zivilisten aus“, sagt Christine Roehrs, die in Khartum das Büro einer politischen Organisation leitet. Dabei wollen die meisten Menschen im Sudan keine Militärregierung, so Roehrs. Im Gegenteil: 2018 gingen Millionen Menschen auf die Straßen und forderten demokratische Reformen. Durch die Proteste musste zwar der autoritäre Präsident Omar al-Bashir sein Amt aufgeben, dauerhafte Verbesserungen gab es jedoch nicht. Nun droht dem Sudan das Chaos.

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