Manuskript

Gute Zeiten für Pfandhäuser

In der Wirtschaftskrise verpfänden viele Menschen ihre Wertgegenstände, um Geld zu bekommen. Für Pfandleiher Nikolaus Bode läuft das Geschäft gerade sehr gut, doch er macht sich Sorgen um sein Land.

Für viele Menschen ist es die einzige Möglichkeit, um schnell an Geld zu kommen, weil keine Bank ihnen einen Kredit geben würde. Pfandleiher Nikolaus Bode stellt dagegen keine Fragen, er will nur den Personalausweis sehen. Und er erkennt bei seiner Arbeit, wie es Deutschland wirtschaftlich geht. „So ein Pfandhaus ist ein Indikator“, erzählt Bode. „Die Leute kommen, wenn es eine hohe Arbeitslosigkeit gibt. Oder eben starke wirtschaftliche Probleme.“

Das Prinzip der Pfandleihe ist einfach: Bode nimmt Wertgegenstände an und gibt sie gegen eine Zinszahlung den Eigentümern wieder zurück. Für ein Schmuckstück zahlt er zum Beispiel 400 Euro. Nach drei Monaten muss der Kunde es für 448 Euro wieder einlösen – sonst kommt es zu einer Versteigerung. Das passiert jedoch in den wenigsten Fällen. „Fast alle holen sich […] ihr Pfand wieder ab, weil es eben mehr wert ist, als wir dafür geben“, sagt Bode, der seit 1994 im Geschäft ist.

Im Moment hat Bode sehr viele Aufträge, was ihn freuen könnte. Doch der Geschäftsmann macht sich Sorgen um das Land, weil ihn nun auch Menschen um Hilfe bitten, die noch vor einigen Jahren keine Geldprobleme hatten: „Zu mir kommen gerade sehr viele ältere Leute und jetzt auch der Mittelstand, was früher nicht der Fall war.“ In normalen Zeiten sieht er vor allem Menschen, die keine Arbeit oder ein schwankendes Einkommen haben.

Traditionell hatte Bodes Gewerbe ein schlechtes Image – viele Menschen schämten sich, zu kommen. Inzwischen verstecken sich Pfandhäuser nicht mehr, sondern sind in vielen Fußgängerzonen zu finden. Das hat aber nichts daran geändert, dass Pfandleiher sehr auf Diskretion achten. Bode würde seine Kunden zum Beispiel niemals auf der Straße grüßen, damit sie nicht in Verlegenheit geraten.