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Ischgl-Urlauber wollen gegen Tiroler Behörden klagen

Norditalien ist ein beliebtes Ziel für Wintersportler. Wegen der Corona-Krise reisten aber viele Urlauber Anfang März 2020 lieber nach Österreich. Dass das Virus dort schon lange angekommen war, erfuhren sie zu spät.

Urlaub in den italienischen Alpen? Lieber nicht, dachten viele Touristen, als in Norditalien immer mehr Menschen positiv auf das Corona-Virus getestet wurden. Auch für Martina Büchling schien ein Urlaub im österreichischen Teil von Tirol die bessere Wahl zu sein. Wie viele andere Urlauber wusste sie nicht, dass auch dort schon Menschen an dem Corona-Virus erkrankt waren. Doch nun erhebt der österreichische Verbraucherschutzverein schwere Vorwürfe gegen die Tiroler Behörden. Peter Kolba, der Vorsitzende des Vereins, glaubt: Um den Tourismus in der Region rund um Ischgl nicht zu gefährden, wurden Corona-Fälle zu lange verschwiegen.

Schon Anfang des Jahres hatten europäische Medien darüber berichtet, dass in Tirol Menschen am Corona-Virus erkrankt waren. Die Regierung von Island erklärte Ischgl Anfang März sogar zum Risikogebiet, weil 15 isländische Touristen von dort krank zurückgekehrt waren. Doch in Ischgl ging der Betrieb weiter – auch, nachdem der Barkeeper eines beliebten Lokals positiv auf Corona getestet worden war. Erst drei Tage später wurden alle Bars geschlossen.

Am 14. März wurde der Skibetrieb eingestellt und tausende Touristen mussten die Region von heute auf morgen verlassen. Unter ihnen war auch Martina Büchling mit ihrer Familie. Kurz danach erkrankte sie schwer. Nun will sie gegen die Tiroler Behörden klagen – zusammen mit etwa 4000 anderen Urlaubern und dem österreichischen Verbraucherschutzverein. Peter Kolba zweifelt allerdings daran, dass der Fall in Tirol ernsthaft geprüft wird. Zu eng sind die Beziehungen zwischen Wirtschaft und Politik. Deshalb verlangt er, dass die Staatsanwaltschaft in Wien die Untersuchung leitet.

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