Kampf gegen Antisemitismus im Fußballstadion
Ob menschenverachtende Gesänge oder Graffitis – Antisemitismus und Rassismus unter Fußballfans sind immer wieder ein Problem. Einige Vereine versuchen, die Fans mit eigenen Programmen aufzuklären.
Zwei Vereine, ein Problem: Sowohl der Rotterdamer Verein Feyenoord als auch Borussia Dortmund (BVB) haben immer wieder mit Antisemitismus unter ihren Fans zu kämpfen, zum Beispiel durch menschenverachtende Gesänge oder Graffitis. In dem Projekt „Changing the Chants“ versuchen sie dagegen anzugehen. Dabei ist ihnen klar: Eine Veränderung kann es nur gemeinsam mit den Fans geben.
Willem Wagener vom Anne-Frank-Haus in Amsterdam hofft, dass die Fans verstehen: Mit Hass und Antisemitismus können sie auch ihre eigenen Leute verletzen. Das Museum arbeitet mit dem Projekt zusammen, und das aus gutem Grund: „Ich habe den Antisemitismus an niederländischen Schulen untersucht. Überraschenderweise gaben mehr als 50 Prozent der Lehrer, die von Vorfällen berichteten, an, dass diese mit Fußball zu tun hatten“, so Wagener.
Feyenoord bemüht sich, Fans, die wegen einer Straftat Stadionverbot haben, mit Holocaust-Überlebenden ins Gespräch zu bringen. Das ist für viele ein „Augenöffner“, meint der Fanbeauftragte Steven Burger: „Plötzlich geht es nicht mehr um ‚die Juden‘. Sie sehen ein Gesicht.“ Einen etwas anderen Ansatz hat das Programm von Borussia Dortmund: Es ist offen für alle Fans. Neben Besuchen von Konzentrationslagern umfasst es die Beschäftigung mit jüdischen Persönlichkeiten, die vor dem Holocaust in Dortmund gelebt haben.
Wie wichtig der Fußball für den Einzelnen sein kann, zeigt das Beispiel von Ultra Fabian: „In dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, sowie in der Schule waren Rassismus und Antisemitismus so gut wie normal“, erinnert er sich. Doch dann kam er mit der Ultra-Szene seines Vereins und deren linken politischen Einstellungen in Kontakt. „Durch den Einfluss meiner Ultragruppe begann ich zu lernen und darüber nachzudenken, was Rassismus und Antisemitismus bedeuten und was sie den Menschen antun.“