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Kampf gegen Kinderpornografie: Macht Deutschland genug?

Immer mehr kinderpornografische Netzwerke werden in Deutschland aufgedeckt. Laut Kriminalstatistik beschäftigte sich die Polizei 2019 mit über 12.000 Fällen von Kinderpornografie – 65 Prozent mehr als im Jahr davor.

Anfang Juni 2020 hat ein neuer Fall von professionell organisiertem Kindesmissbrauch Deutschland schockiert: In einer Kleingartenanlage in Münster waren Kinder jahrelang vergewaltigt, die Taten gefilmt und im Darknet verkauft worden. Münster ist kein Einzelfall. Die Kriminalstatistik zeigt, dass die Zahl der Fälle von Kinderpornografie – aber auch von sexuellem Missbrauch überhaupt – im letzten Jahr stark gestiegen ist.

Dafür gibt es verschiedene Gründe: Die Polizei hat zum Beispiel inzwischen bessere Möglichkeiten, um kinderpornografische Netzwerke aufzudecken. Im Internetzeitalter ist es aber auch viel einfacher geworden, kinderpornografisches Material zu verkaufen. Die CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer sagt, dass der Handel damit inzwischen „eine Industrie“ geworden ist.

Kramp-Karrenbauer möchte, dass Gesetze verschärft werden und Personen, die sich kinderpornografische Bilder und Videos ansehen, härter bestraft werden. Noch wichtiger ist aber, die Kinder früh genug vor den Tätern zu schützen. Denn oft sind es Väter, Onkel oder Freunde der Familien. Das zu erkennen und zu verhindern, ist zunächst die Aufgabe der Jugendämter. Sie müssen nicht nur beim Verdacht auf sexuellen Missbrauch reagieren, sondern immer, wenn sie eine Gefährdung des Kindes durch Gewalt oder Vernachlässigung sehen.

Allerdings ist es für die Mitarbeiter der Jugendämter oft nicht einfach, Missbrauch zu erkennen. Außerdem ist es im Verdachtsfall in Deutschland viel komplizierter als in manchen anderen Ländern, ein Kind aus einer Familie zu nehmen. Das Jugendamt kann dies zwar beantragen, entscheiden muss am Ende aber ein Familiengericht. Dort wiegt das Elternrecht aber oft schwerer als die mögliche Gefährdung. Denn im deutschen Grundgesetz steht, dass das Recht der Eltern auf Erziehung ihrer Kinder ein Menschenrecht ist.

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