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Manuskript

Ein Dirndl aus zwei Kulturen

Marie Darouiche und Rahmée Wetterich aus München hatten eine ungewöhnliche Geschäftsidee: Sie wollten traditionelle bayerische Dirndl mit typischen Stoffen aus Kamerun, dem Herkunftsland ihrer Familie, herstellen. Heute begeistern die Schwestern mit ihrer Mode Kundinnen aus aller Welt. Die Dirndl lassen sie mittlerweile in Benin produzieren – und bieten jungen Menschen dort eine Ausbildungsmöglichkeit.

SPRECHER:
Dirndl aus bunten afrikanischen Stoffen im bayerischen Trachten-Schnitt: Dahinter stecken die Schwestern Marie Darouiche und Rahmée Wetterich aus Kamerun. Seit 2010 entwerfen sie „Dirndl à l'Africaine“ unter dem Label Noh Nee in München.

RAHMÉE WETTERICH (Schneiderin und Gründerin):
Meine Mutter war schon mal Schneiderin. Also, ich komme aus ’ner Schneider-Dynastie. Ich bin gekrabbelt in Stoffen. Stoff ist das, was ich kenne, was ich … Ich habe früher meine Kleidung von meiner Mutter genäht bekommen in Kamerun. Das ist alles, was wir kennen.

SPRECHER:
Die Inspiration für das Handwerk kam nicht nur von der Mutter. Selbst ihre Uroma und Oma waren bereits Schneiderinnen. Obwohl die Schwestern seit etwa 40 Jahren in Deutschland leben, sind sie immer noch sehr stark mit ihrer afrikanischen Kultur verbunden.

RAHMÉE WETTERICH:
Das, was ich liebe an meiner Arbeit, ist, dass wir verbinden. Ich bin selber eine Verbindung: Mein Vater ist Kurde, meine Mutter ist aus Kamerun. Und ich bin in der Verbindung, ich bin nicht in der Spaltung. Und ich finde, die Arbeit, die wir machen mit dem Dirndl, geht genau in diese Richtung. Wir verbinden! Wir verbinden … über ein Kleidungsstück verbinden wir Kulturen und dadurch die Menschen.

SPRECHER:
Benin in Westafrika: Nach über einem Jahrzehnt der Produktion in Deutschland haben die Schwestern 2022 die Herstellung ihrer Dirndl nach Afrika verlegt. Den Impuls dazu hat Marie Darouiche, die ältere Schwester, gegeben, die mittlerweile neun Monate im Jahr dort verbringt.

RAHMÉE WETTERICH:
Wir hätten nie gedacht, dass wir tatsächlich ein Dirndl in Afrika produzieren. Das ist für uns wirklich ’ne Besonderheit. Es ist ein Kostüm. Das ist ein Gewand. In Bayern sagen wir „ein Gewand“ dazu. Es ist wirklich nicht einfach zu nähen. Diese Passepoils sind sehr, sehr, sehr schwierig einzusetzen. Bei uns machen das Meister. Und deswegen ist es wirklich für uns ganz toll, dass wir wirklich hier ein Produkt haben made in Benin.

SPRECHER:
Die Dirndl von Noh Nee basieren auf dem traditionellen bayerischen Trachten-Schnitt aus den 1950er-Jahren, wie frau ihn heute noch trägt – zum Beispiel auf dem Oktoberfest. Die Umsetzung mit afrikanischen Stoffen jedoch ist eine besondere Herausforderung.

RAHMÉE WETTERICH:
Wenn man so ein Dirndl hier anschaut, wie das dasteht, sieht [es] erst mal ganz normal aus. Aber das Besondere an dem Dirndl ist, dass alle Dirndl Einzelschnitte sind. Das heißt, wir müssen alle Motive … Das ist ein bisschen unsere Spezialität, dass wir alles wirklich symmetrisch bearbeiten. Das heißt, wenn man [es] hinten anschaut: Es ist alles kein Zufall, die Motive sind wirklich platziert. Und es ist superaufwendig, weil es ist da schon die Kreation, die startet.

SPRECHER:
In Zusammenarbeit mit einem gemeinnützigen Verein werden alle Kleidungsstücke in Natitingou im Nordwesten Benins gefertigt. Hier erhalten junge Menschen, die sonst nur schwer Zugang zu Bildung hätten, eine Berufsausbildung.

RAHMÉE WETTERICH:
Die Auszubildenden lernen das Schneiderhandwerk. Und das Dirndl zu nähen, ist natürlich [die] absolute Königsklasse der Schneiderei. Aber letztendlich ist es … was wir hier machen, ist, den Menschen wirklich eine Art … also ein duales Ausbildungssystem.

SPRECHER:
Zurück in Deutschland: Wenn die Dirndl fertig sind, werden sie nach München zum Verkauf geschickt. Im Atelier wird an den letzten Details gearbeitet. Nicht nur der Stoff ist anders im Vergleich zum traditionellen Dirndl. Es gibt noch einen Unterschied.

RAHMÉE WETTERICH:
Man sieht hier: Wir haben noch ’ne Schürze. Am Anfang war die Idee tatsächlich: Schürze und nicht Schürze? Wir haben überhaupt keine Schürze mehr. Aber wir haben einen Gürtel, einen Kummerbund. Und das hat auch damit zu tun, dass ich sage: Die Kultur entwickelt sich auch. Das waren so die Experimente, das war am Anfang wirklich ’ne Challenge.

SPRECHER:
Die Kundinnen von Noh Nee kommen aus der ganzen Welt. Die afrikanischen Dirndl kosten zwischen 800 und 1000 Euro.

RAHMÉE WETTERICH:
Wir wollen uns mehr nach Afrika auch orientieren. Ich glaube total an diesen Kontinent. Ich bin ein absoluter … Je älter ich werde, desto mehr zieht er mich [an] wie ein Magnet. Mein Kontinent ruft und er zieht. Marie ist sowieso schon unten. Aber unsere Kinder auch.

SPRECHER:
„Dirndl à l'Africaine“: ein Kleidungsstück, das zwei Kulturen und zwei Kontinente miteinander verbindet.

Welche Begriffe haben etwas mit dem Bereich „Handwerk zu tun?
Was kann man nähen?

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