Konflikte lösen im Büro
Wenn es am Arbeitsplatz Konflikte gibt, leiden oft nicht nur die betroffenen Personen darunter, sondern auch andere Kollegen. Die Stimmung ist schlecht und manche Mitarbeiter verlassen deshalb sogar die Firma. In einer solchen Situation können Mediatoren wie Kirsten Kirchhoff helfen. In Gesprächen mit den Betroffenen versuchen sie, den Konflikt zu lösen und die Personen wieder miteinander ins Gespräch zu bringen.
KRISTIN KIRCHHOFF (Mediatorin):
,Ich bin der festen Überzeugung, irgendwas möchte der mir gerne anhängen. Alles, was der macht, macht der aus dem Grund, um mir zu schaden.‘ – Man interpretiert das Verhalten des anderen, schafft sich seine eigene Wirklichkeit. Das läuft alles im Kopf ab.
FRAUENSTIMME (fiktive Klientin):
Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich kann mit dem Kollegen nicht mehr reden und arbeiten.
KRISTIN KIRCHHOFF (zu den fiktiven Klienten):
[Das ist] für Sie schwierig, jetzt hier zu sein, weil es schon so verfahren ist. Und für Sie auch?
MÄNNERSTIMME (fiktiver Klient):
Eigentlich ja.
KRISTIN KIRCHHOFF (zu den fiktiven Klienten):
Sie wollen überhaupt nicht hier sein, genau. Sie wären jetzt lieber im Büro und würden weiter arbeiten.
MÄNNERSTIMME:
Na ja, mein Chef hat gesagt, ich muss hier teilnehmen.
KRISTIN KIRCHHOFF (zu den fiktiven Klienten):
Ja.
KRISTIN KIRCHHOFF:
Führungskräfte rufen hier an und sagen: Okay, wir haben ’ne schlechte Stimmung im Team. Wir müssen irgendwas machen. Da ist ’n Konflikt, wir können den nicht genau greifen. Das ist so die eine Variante und die andere Variante ist, dass die anrufen und sagen: Okay, meine Kollegen reden jetzt seit zwei Jahren nicht miteinander. Wir müssen jetzt hier was tun. Es gehen Leute, weil die von diesem Konflikt betroffen sind. Die halten es einfach nicht mehr aus.
KRISTIN KIRCHHOFF (zu den fiktiven Klienten):
Kurz zu meiner Rolle: Ich unterstütze Sie beide gleichermaßen. Ich schlage mich nicht auf Ihre Seite und nicht auf Ihre Seite, sondern ich bin für Sie beide gleichermaßen da – so, dass wir am Ende gucken können, dass wir ’ne Vereinbarung treffen, mit der Sie beide zufrieden sind.
KRISTIN KIRCHHOFF:
Bei uns geht’s um Selbstverantwortung. Und wir haben das Vertrauen, dass die das selber regeln können. Wir übersetzen die Vorwürfe. Wir gucken: Worum geht‘s dir eigentlich? Was ist los? Wie könnt ihr wieder arbeitsfähig werden? Die kommen halt mit ganz starren Positionen. Und natürlich ist es schwierig, da in ’ne andere Ebene zu kommen, weil, wenn ich über Monate, jahrelang ’n Konflikt habe, … dann können wir das nicht in zehn Minuten irgendwie … diese Menschlichkeit irgendwie hervorbringen. So, und wir möchten alle Wertschätzung erfahren, wir möchten ’ne vertrauensvolle Beziehung, wir möchten Anerkennung ...
KRISTIN KIRCHHOFF (zu den fiktiven Klienten):
Und wenn Sie jetzt so hören, dass Ihre Kollegin sagt: Okay, ich wünsch’ mir eigentlich, dass er auch zuhört. Ja? Was geht Ihnen da durch den Kopf?
MÄNNERSTIMME (Klient):
Na ja, das höre ich ja jetzt zum ersten Mal. Aber alles, was ich sage, wird doch auch ignoriert.
KRISTIN KIRCHHOFF (zu den fiktiven Klienten):
Okay.
KRISTIN KIRCHHOFF:
Empathie ist das Zauberwort. Also, ich spiegele ihre Gefühle und Bedürfnisse, was sie eigentlich brauchen in der Situation. Und während ich das mache, hört der andere ja zu. Und dann gibt‘s diese schönen Momente, wo dann einer von der Seite guckt und sagt: Ach, so hast du das gemeint?! Ah, okay! Und dann kommen diese Aha-Momente, ne, dieser Perspektivwechsel. Und das ist für mich persönlich der Gänsehaut-Moment, weil ich merke: Okay, die Stimmung verändert sich, es wird ruhiger, die Kommunikation ist verlangsamt. Und die kommen sich wieder näher, die können sich wieder in die Augen gucken. Die gehen mit ’ner Perspektive raus und die haben ’ne konkrete Vereinbarung, was jetzt zum Beispiel dann Arbeitsabläufe betrifft. Und ich sage immer: Als Nebeneffekt nehmen die auch ’ne neue Konfliktfähigkeit mit, ja? Die wissen ... oder die suchen schneller den persönlichen Kontakt, um noch mal Dinge anzusprechen, als sie es vielleicht vor der Mediation getan hätten.