Manuskript

Mehr Impfstoff für die Hochhaussiedlung

Der „Kölnberg“ gilt als sozialer Brennpunkt. Die Stadt Köln lässt die Menschen dort nun früher als geplant gegen Corona impfen. Denn in Wohnvierteln mit wenig Platz ist die Zahl der Infektionen besonders hoch.

Anfang Mai 2021: Schon um acht Uhr morgens stehen die Menschen Schlange am so genannten Kölnberg, einer Hochhaussiedlung im Süden Kölns. Die Wartenden halten ihre Ausweise und Dokumente in der Hand, denn heute sollen sie gegen Corona geimpft werden. Einer von ihnen ist Şahin Aydoğan, 42. „Ich will mich impfen lassen, damit ich mich wieder sicherer fühlen kann“, sagt er.

Jüngere Menschen wie er sollten eigentlich noch gar nicht geimpft werden. Doch die Stadt Köln weicht hier von der offiziellen Reihenfolge ab und hat zusätzlichen Impfstoff bereitgestellt. Denn inzwischen weiß man, dass sich in Wohnvierteln wie dem Kölnberg besonders viele Menschen mit Corona infizieren. Şahin Aydoğan nennt einen Grund dafür: „Wir wohnen hier eben in einer Gegend, wo alles sehr beengt ist.“

Abstand halten, sich aus dem Weg gehen – am Kölnberg ist das nicht leicht. Manche Familien leben hier mit vier Kindern auf 50 Quadratmetern, viele sind arm und auf staatliche Unterstützung angewiesen. Der Stadtteil gilt als sozialer Brennpunkt – und ist außerdem sehr international: Etwa 4000 Menschen aus 60 Ländern wohnen hier, viele sind noch nicht lange in Deutschland. Für sie ist es besonders schwer, sich über die ständig neuen Corona-Regeln zu informieren.

Hausarzt Michael Kliem hat eine Praxis am Kölnberg und organisiert die Impfungen.  Auch er ist froh über das Pilotprojekt der Stadt Köln, das bald auch in anderen Städten stattfinden soll: „Das hilft uns, das Infektionsgeschehen einzudämmen.“ An diesem Tag allerdings wurden noch lange nicht alle Menschen im Viertel geimpft. Es ist einfach nicht genug Impfstoff da, teilt die Stadt Köln mit.